Achterbahnfahrt 500 Meter unter der Erde

Vor acht Monaten habe ich begonnen die Bundesländer Marathonjagd zu planen. Damals war 2018 sehr weit weg.

Ruck zuck ist die Zeit vergangen und da war er auf einmal. Der 18.02.2018. Start der Bundesländer Marathonjagd. Der erste von 16 Marathonläufen.

 

Erlebnis Bergwerk Merkers in Thüringen. Hier sollte also der Auftakt der Bundesländer Marathonjagd sein.

 

Die Reise beginnt am 17.02. um 9.30 Uhr in Hockenheim. Mit dem Auto geht es nach Oppau, von dort geht es mit Laufkumpane Robert in dessen Auto weiter.

Robert ist kein normaler Läufer. Er ist einer der Läufer, die nicht alle Tassen im Schrank haben(Im positiven Sinne natürlich ;-)). Roberts Hobby ist das Ultra Laufen. Für gewöhnlich läuft er 2 Marathons/Ultras im Monat.  Logischerweise gehen uns auf den 240 km nach Thüringen die Gesprächsthemen nicht aus. Denn bei nunmehr 98 Langstreckenläufen hat er einiges zu erzählen! Roberts Ziel für dieses Jahr ist die Qualifikation für den Spartathlon. Ein 246 km langer Ultramarathon, der von Athen nach Sparta führt. Schaffen möchte er die Quali bei der TorTour de Ruhr, dass ist ebenfalls ein Ultra der über schlappe 230 km geht. Krass!!!

 

Nach knapp 3 Stunden fahrt erreichen wir unser Hotel in Bali. Nein, nicht das Bali in Indonesien. Die rede ist von Bad Liebenstein, dass abgekürzt Bali genannt wird. Da wir ein bisschen früh dran sind, geht es erst einmal zum Café schräg gegenüber auf ein süßes Teilchen! Danach wird eingecheckt und das Zimmer inspiziert. Alles passt und kurz darauf kommen noch einige bekannte von Robert, die ebenfalls in unserem Hotel nächtigen. Gemeinsam geht es nach Bad Salzungen zum dinieren. Ich entscheide mich für ein regionales Gericht, schließlich möchte ich ja etwas über Thüringen lernen! ;-) Wenig später liegt Thüringer Rostbrätel mit Bratkartoffeln und Salat auf meinem Teller. Äußerst delikat und empfehlenswert!

Zurück im Hotel geht es noch auf einen kurzen Absacker an die Hotelbar, ehe es um kurz nach 22 Uhr ins Bettchen geht.

 

Am nächsten morgen geht es um kurz vor sieben zum Frühstückstisch. Um acht Uhr ist Abfahrt zum 20 km entfernten Merkers.

 

Und da sind wir. Erlebnis Bergwerk Merkers. Bis 1993 wurde hier Salz abgebaut. Das Bergwerk hat ein Streckennetz von rund 4600 Kilometern!!! Das bedeutet, nicht falsch abbiegen, ansonsten wird es schwierig hier wieder raus zu finden! 1945 haben die Nazis hier den Goldschatz der Reichsbank und Kunstwerke eingelagert, in der Hoffnung, dass die Alliierten diese nicht finden werden. Der Plan ging nicht auf! Amerikanische Truppen fanden den Schatz. Inzwischen  ist das Bergwerk für Besucher geöffnet. Es gibt verschiedene Führungen durch die Stollen. Im gr0ßen Saal werden ab und an Konzerte veranstaltet, so hat dort schon unter anderem Weltstar  Anastasia aufgespielt.

 

Zu aller erst geht es zur Startnummern Ausgabe. Danach wird der Transponder für die Zeitnahme abgeholt. Ein kurzes Telefonat zu den Liebsten nach hause wird getätigt, ehe ich von der Außenwelt abgeschnitten bin! Und dann wird es spannend! Ein Kumpel fordert uns auf den Helm anzuziehen und die Startnummer bereit zu halten. Nun geht es zum Aufzug. Dort passen auf drei Ebenen verteilt jeweils 20 Leute hinein. Dicht aneinander gepresst, beginnt nun der Aufregende Teil. Für mich, der im Freizeitpark "Holiday Park Hassloch" schon Probleme hat, die Angebote im Biene Maja Land, dass für sechs bis zwölfjährige ist, zu nutzen, wird es jetzt sehr hart. Rasend schnell geht es mit dem Aufzug 500 Meter in die tiefe. Puh, der Magen... Unten angekommen werden wir auf zwei Pritschen Wägen verteilt, die mit Sitzgelegenheiten ausgestattet sind. Der Fahrer weist uns kurz vor Fahrbeginn darauf hin, sitzen zu bleiben und die Arme nicht nach oben zu strecken. Und dann beginnt die Achterbahn fahrt. Das Gefährt rast mit gefühlten 50 km/h den Stollen entlang. Über uns sind teilweise nur 40 cm bis zur Decke. Hoch, runter, durch enge Kurven und das bei Dunkelheit. Nach 5 Minuten sind wir endlich am Ziel angelangt!!! Danach benötige ich erst einmal einige Minuten um wieder klar zu werden...

Nun sind wir da, der große Saal. Wow, sehr schön und beeindruckend zugleich! Inmitten des Saals steht ein riesiger Bagger. Zu aller erst nehmen wir ein paar Stühle in beschlag, um unsere Taschen zu deponieren! Nun haben wir etwa eine Stunde Zeit, bis der 10 km Lauf startet. Ich schau mich etwas im Bergwerk um. 9:45 Uhr stehen die 10 km Läufer bereit. Kurz vorm Start gibt es noch ein kleines Highlight. Die Lichter gehen aus, es ertönt Musik und eine tolle Lasershow beginnt. Lustigerweise ist der Song der erklingt ein für mich doch sehr bekannter und emotionaler zugleich. Evanences mit My immortal. 2003 eines der Lieblingslieder meiner Frau. Und bei genau diesem Lied habe ich Ihr an Weihnachten 2003 einen Heiratsantrag gemacht! Ich hab dann doch ein wenig Pipi in den Augen...

10 Uhr. Start der 10 km Läufer. 3 Runden a 3,25 km. Ich schau mir das ganze etwas an und stelle fest, dass einige Beteiligten ab der zweiten Runde weniger glücklich aussehen. Das ganze scheint doch etwas anstrengender zu sein!? Der Sieger hat so um die 37 Minuten benötigt, was bei diesen Gegebenheiten eine sehr starke Zeit ist!

 

10:45 Uhr. Die Marathonis und Halbmarathonis stellen sich zum Start auf! Ich bin gespannt, was mich auf der 3,25 km Runde erwartet, die wir Marathonis 13 mal laufen müssen. Da man 500 Meter unter der Erde kein GPS hat, stelle ich meine Uhr auf Laufband Modus. 11 Uhr, der Spaß beginnt!

Robert und ich traben gemeinsam an. In der 3,25 km Runde geht es ständig auf und ab. Der Bodenbelag wechselt zwischen unebenen Steinboden, der teilweise sehr glatt ist und sandigem Untergrund. Es sind angenehme 21 Grad. Die Luft ist auch ok. Nach ca. der Hälfte der Runde ist eine Verpflegungsstelle aufgebaut, eine Zweite gibt es kurz nach Start/Ziel. Auf einer Runde sind etwa 58 Höhenmeter zu überwinden. Das fehlende GPS macht sich bemerkbar. Robert und ich laufen die ersten 5 Runden zu schnell an. Nach jeder Runde hat man die Möglichkeit, an einem großen Monitor die aktuelle Zeit, noch zu laufende Runden und Platzierung zu sehen. Von Runde zu Runde werde ich langsamer. Robert und ich trennen sich. Mal macht er einige Meter gut, dann ziehe ich wieder an ihm vorbei. So geht das dann 6, 7 Runden. Ich muss sagen, dass mich das Ständige auf und ab zermürbt. Ab der 4. Runde brennen meine Fußsohlen. Wahrscheinlich wären normale Laufschuhe anstelle der Trailschuhe angebrachter gewesen. Was soll´s, im Nachhinein ist man schlauer! Trotz der Strapazen macht es Spaß, es ist ein tolles Gefühl zu kämpfen. Dann kommt die letzte Runde! Die letzten 3,25 km. Ich mobilisiere nochmal alles und habe diese Runde eine Pace von 5:32. Es ist ein wunderbares Gefühl durch das Ziel zu laufen und ich bin überglücklich es geschafft zu haben! Die Uhr zeigt 4:01:31 Stunden an. In Anbetracht der 750 Höhenmetern und den schwierigen Bedingungen bin ich mit meinem Ergebnis zufrieden! Robert kommt kurz nach mir ins Ziel! Zur Belohnung habe ich einige Schmalzbrote verdrückt und ein, zwei Becher Cola.

Kurz danach gibt es wieder die Achterbahnfahrt und per Aufzug geht's nach oben. Endlich wieder Tageslicht!!! Die Sonne scheint und es ist ein wunderbares Gefühl wieder über der Erde zu sein!!!

Die Heimfahrt ist recht unspektakulär. Bei einem kurzen Zwischenstopp genehmigen wir uns einen Burger und Pommes.

Gegen 20:30 Uhr bin ich wieder zu hause, wo mich meine Familie voller Neugierde erwartet.  Bilder gezeigt, Erlebnisse erzählt und dann ab ins Bett!

Marathon Nummer eins von sechzehn wäre somit Geschichte! Die ersten 65 Euro für die "Aktion für Krebskranke Kinder e.V." sind erlaufen!

Ein Dank geht an Robert, der mich für umme mitgenommen hat und die Spritkosten alleine gezahlt hat! Vielen Daaaank!!!

 

Run Dirty & Be Unstoppable!!!