Ein störrischer Esel auf Gurkenjagd!

Bundesländer Marathonjagd Folge 5. Der Spreewald Marathon in Brandenburg.

Oder besser gesagt, "auf die Gurke fertig los"!

Und diesmal war ein kleiner Teamausflug geplant. Vier weitere Sandbox Warriors begaben sich gemeinsam mit mir in den Spreewald auf Gurkenjagd. Wieso Gurkenjagd? Der Spreewald ist bekannt für seine Gurken, daher gibt es hier keine 08/15 Medaille sondern eine Grüne in Form einer Gurke. Diese ist mir schon vor ein paar Jahren in einer Laufzeitschrift aufgefallen und es war liebe auf den ersten Blick! Ab diesen Zeitpunkt war mir klar, die muss ich haben! Das ich mein Vorhaben im Zuge der Bundesländer Marathonjagd umsetzten konnte, freut mich riesig! Nun aber Schritt für Schritt...

Start der Reise war Samstag morgen 6 Uhr. Gemeinsam mit Serkan und Dirk ging es in Richtung des 650 Kilometer entfernten Cottbus. Mein Kumpel Dirk besitzt dort ein Häuschen. Dieses sollte für zwei Nächte unser Unterschlupf sein. Für Dirk selbst sollte es die neunte Teilnahme bei diesem Marathon sein. Sein Vorrat an Gurken sollte also schon langsam für eine ordentliche Portion Gurkensalat reichen! ;-) Nachdem wir eingecheckt haben und die Zimmereinteilung vorgenommen haben, ging es los, die Startnummern im 20 Kilometer entfernten Burg abzuholen. Dort angekommen, habe ich mich ein wenig wie auf einem Volksfest gefühlt. Biergondel, Fresszelte, Süßigkeiten Stände und im Hintergrund lief deutscher Schlager. Gut gelaunte Menschen weit und breit, die sich irgendwie alle untereinander kennen. Es macht den Anschein, als wenn eine Gr0ßfamilie ein Familienfest ausrichten würde. Und ganz ehrlich, ICH LIEBE ES!!! Hier herrschte so eine positive, ruhige und friedliche Stimmung, dass man sofort das Gefühl hat, ein Teil dieser Familie zu sein! Herrlich!!! Nachdem wir unsere Startnummern abgeholt haben, beschlossen wir, an diesem Fest teilzunehmen! Jetzt war erst mal Bierzelt und Weizenbier angesagt, wohlgemerkt Alkoholfrei. :-)) Nun war etwas Zeit sich genauer mit dem Spreewald- Marathon auseinander zusetzten. Und was hier drei Tage lang geboten wird ist der Wahnsinn. Weit über dreißig Starts in verschiedenen Disziplinen werden an diesem Wochenende erfolgen. Im Laufen, Walken, Wandern, Skaten, Radeln, bis hin zum Paddeln kann man sich die beliebte Gurken Medaille verdienen. Brutal! 13155 Sportler haben am Ende des Wochenendes bei dieser einzigartigen Veranstaltung teilgenommen. Und es war sogar der ein oder andere Prominente am Start. So zum Beispiel die mehrfache Olympiasiegerin im Eisschnelllauf, Claudia Pechstein. Sie machte die Skatestrecke unsicher und holte sich den Sieg. Etwas blass wurde ich, als ich die Oberschenkel dieser Dame zu Gesicht bekam. Ein Berg an Muskeln, der meine Beinchen aussehen lies, wie die eines Klapperstorches. Echt beeindruckend! Dann war da noch der Moderator Adi. Hier im Westen kennt den kein Schwein. Im Osten scheint er eine Ikone zu sein. Diesen Älteren Herren, jenseits der 80, der früher wohl selbst einmal Leichtathlet war, kennt hier jeder. Im Ost TV war er wohl der Peter Lustig der DDR. Adi hat die Veranstaltung gerockt!

Unser dreier Gespann hat sich dann vermehrt. Katja und Karsten aus unserem Team trudelten ebenfalls auf dem Familienfest ein. Etwas später besorgten wir Essensvorräte in Form von fester und flüssiger Nahrung. Einige Gurkengläser fanden auch den weg in unseren Einkaufswagen, ein Befehl meiner Mädels!

Pastaparty war heute nicht angesagt. Stattdessen ging es in einen Western Saloon. Auf der Speisekarte waren einige außergewöhnliche Speisen aufgelistet, wie zum Beispiel Python. Ehrlich gesagt war ich kurz davor, mich für Schlangenfleisch zu entscheiden, hatte schlussendlich dann doch Angst davor, dass Reptil am nächsten Tag auf der Marathonstrecke wieder in Freiheit zu lassen. Also entschied ich mich doch für Pommes und Burger...

Nach einem kühlen Blondem wurde dann die Nachtruhe eingeläutet.

Sonntag morgen, acht Uhr. Marathonfrühstück. Alles wie immer. Brötchen, Marmelade, Saft. Allgemeines Befinden? Gut! Nervosität? Negativ. Zumindest nicht bei mir. Es sollte mein fünfter Marathon dieses Jahr werden. Langsam bekomme ich Routine. Ich fühle mich gut, schließlich habe ich vor zwei Wochen den Hannover Marathon in 3:28:xx gefinisht. Meinem Körper geht es gut, Mental fühle ich mich stark. Meine Teamkameraden sind eigentlich auch recht entspannt! Serkans Ziel ist es beim Marathon gesund anzukommen. Dirk möchte die erste Marathonhälfte mit einer fünfer Pace anlaufen und die zweite Hälfte das Tempo etwas drosseln. Katja geht auf Ziel Persönliche Bestzeit. Und Karsten möchte beim Halbmarathon einfach nur die Landschaft genießen. Start für uns alle ist um 10.30 Uhr. Einzig und allein das Wetter macht uns etwas nervös. Es herrscht Sonnenschein und es sind Temperaturen von bis zu 25 Grad gemeldet. Für einen sonntäglichen Familienausflug perfekt, um einen Marathon zu laufen, eindeutig zu warm...

Und schon geht es in die Startaufstellung. Ich beschließe erst einmal mit Dirk anzulaufen. Die ersten Kilometer wird aus der geplanten 5er Pace eine 4:40- 4:45. Bei mir läuft es heute gar nicht gut. Nach der Halbmarathonmarke, die etwa bei 1:43 liegt, muss ich mir eingestehen, dass ich überpaced habe. Dirk musste ich schon ab Kilometer 15 ziehen lassen. Ich fühle mich wie "Flasche leer". Meine Beine fühlen sich eigentlich gut an. Ich habe körperlich keinerlei Beschwerden. Aber der Kopf! Wie ein bockiger Esel komm ich mir vor! Leider fehlt der Besitzer, der dem Maultier Beine macht. Auf geht's Dennis, auf geht's, rufe ich laut. Keine Chance, der Esel zickt... Dies ist mein insgesamt 20. Marathon. Seit meinem ersten Marathon, bei dem ich viel zu schlecht vorbereitet war, hab ich solch einen Einbruch nicht mehr erlitten. Bei Kilometer 24 probiere ich durch die Zufuhr von Cola doch wieder in die Spur zu kommen. Vergebens... Der Motor will nicht mehr anspringen! Noch 18 Kilometer. Verdammt denke ich mir, dass wird eine harte Nummer. Ich werde an einer Tour überholt. Die Sonne wird immer kräftiger, die Lust immer weniger. Bei den 5 vorherigen Marathons war doch alles gut! Ich habe mich Bärenstark gefühlt. Konnte meist die letzten 6 Kilometer das Tempo erhöhen. Und heute!? Keine Chance! Was nun? Aussteigen? AUF GAR KEINEN FALL!!! Solange ich nicht körperlich eingeschränkt bin, werde ich das Ding finishen. Komme was wolle!!! Meine Pace bewegt sich inzwischen bei 6:45 bis 7:45. Egal, denke ich mir. Abhaken! Ich hebe mein Kopf und bei Kilometer 35 nehme ich das erste mal wahr, wie wunderschön es hier eigentlich ist! Kleine Kanäle verlaufen neben der Strecke. Menschen paddeln in Boten darauf. Sie haben Spaß. Anders wie ich gerade, denke ich mir. Und überhaupt, hier sieht alles wunderschön aus! Saftiges Grün, Natur pur. Eine Lautsprecherdurchsage erklingt: "Mit der Nummer 3242, Dennis Kühlwein aus Baden Württemberg. Auf geht's Dennis, du hast es bald geschafft!" versucht die Stimme mir Mut zuzusprechen! Eigentlich ist doch alles perfekt hier! Die Menschen an der Strecke sind nett, die Helfer freundlich und zuvorkommend. Die Landschaft einfach nur geil!!! Ein kurzer Blick auf die Uhr, noch 5 Kilometer. Verdammt denke ich mir. Noch fünf verdammte, harte Kilometer. Ich gehe ein paar Meter, danach trabe ich wieder ein paar Meter. So nähere ich mich Schritt für Schritt dem Ziel. Und dann kommt bei Kilometer 40 ein Streckenabschnitt, wovor mich Dirk schon gewarnt hat. Er nennt diesen Abschnitt der Strecke die "SEELISCHE GRAUSAMKEIT". In der Ferne hört man den Sprecher im Ziel. Er begrüßt die Läufer. Die Stimme erklingt von links. Die Strecke biegt aber nach rechts ab. Ca 400 Meter geht es gerade aus, um dann an einem Wendepunkt wieder die 400 Meter zurück zu gehen. Puh, dass war nochmal verdammt hart!!!

Dann kommt das Schild mit dem Kilometer 41. Nur noch ein Kilometer bis ins Ziel! Einen verdammten Kilometer und ich habe es geschafft! Mund abwischen, Körper aufrichten, Brust raus! Kilometer 42. Noch 195 Meter! Ich merke, dass sich mein Mundwinkel nach oben zieht. Ein Lächeln! Auch wenn es nur ein zaghaftes ist! Die Ziellinie! Geschafft!!! Ein klitzekleines Freudentränchen kullert an meiner Wange hinunter! Vor mir steht eine Dame in traditioneller sorbischer Tracht. Und in der Hand hält sie die GURKE! Meine GURKE! Als sie mir diese Umhängt, ist plötzlich alle Plagerei vergessen! Ich fühle mich stolz! Ich habe den Kampf gegen den störrischen Esel gewonnen! Ein kurzer Blick auf die Uhr, 4:05:xx Stunden. Ja, die Zeit ist für meine Verhältnisse nicht wirklich berauschend, ich bin in diesem Moment aber absolut ZUFRIEDEN und GLÜCKLICH!!!

Wie ist es meinen Mitstreitern ergangen? Die Hitze hat doch allen stark zugesetzt. Dirk hat seinen Plan umgesetzt. Genau wie Karsten uns Serkan. Und Katja konnte ihre Bestzeit um starke 20 Minuten verbessern! Herzlichen Glückwunsch von meiner Seite! Das sie mit dem Ergebnis nicht ganz zufrieden ist, kann ich nicht so ganz nachvollziehen. Marathon ist kein Wunschkonzert! Auf den 42,195 Kilometer kann viel passieren und viele Komponenten spielen eine Rolle. Das habe ich heute mal wieder am eigenen Leib erfahren dürfen!

Abends gab es dann noch ne kleine Sightseeing Tour durch Cottbus. Die Stadt hat mich positiv überrascht! Ich habe mir Cottbus irgendwie grau in grau vorgestellt. Es ist aber eine sehr sehr schöne Stadt, mit vielen grünen Fleckchen. Alles in allem muss man sagen, der Spreewald ist eine wunderbare Gegend! Zum Urlauben begeistert er mit vielen Möglichkeiten und gerade für sportliche Menschen hat er viel zu bieten!

 

Vielen Dank an meine Mitstreiter, allen voran Dirk, für das wirklich tolle Wochenende!

 

Und nochmals einen riesen Dank an das Spreewald-Marathon Orga Team für die zwei Freistarts! Dirk spendet ebenfalls die Startgebühr, somit gehen 105 Euro an die "Aktion für krebskranke Kinder e.V./Heidelberg"!!! Es war sicherlich nicht mein letzter Start beim Spreewald Marathon!

 

DAAAAAAANKE!!!!!

 

Run Dirty & Be Unstoppable