Licht am Ende des Tunnels

Bundesland Mecklenburg Vorpommern. Tatort Hella Marathon Nacht Rostock.

 

Und die Frage, lässt sich Sommerurlaub mit Marathonlaufen verbinden???

 

Bei der Planung der Marathonjagd war mir klar, dass 2018 der Sommerurlaub in Verbindung mit einem Marathon stattfinden wird. Auf der Suche nach einer geeigneten Gegend, in der man einen tollen Urlaub verbringen kann, spielten einige Faktoren eine Rolle:

- Am besten am Meer

- Eine schöne Gegend/Landschaft

- Kinderfreundlich

- Natürlich in Deutschland ;-)

- Und, ganz wichtig, ein Marathon sollte in der Umgebung stattfinden!!!

 

Relativ schnell wurde ich auf die Hella Marathon Nacht in Rostock aufmerksam.

Der Termin war mitten in unseren Ferien, die Ostsee ein Katzensprung entfernt und die Landschaft und Umgebung sollte auch passen(zumindest sah es auf den Bildern so aus).

Als ich bezüglich eines Freistarts für mein Charity Projekt anfragte, kam sofort eine Zusage!

Das bedeutete also: JACKPOTT!!! Alles passt.

Die Wahl unseres Feriendomizil fiel auf das Ostseebad Rerik, circa 50 Kilometer westlich von Rostock, direkt an der Ostsee.

Unsere Unterkunft sollte in einem kleinen Ferienhäuschen sein, dass in einer kleinen Ferienanlage mit 6 Häusern liegt, sehr Kinderfreundlich mit Spielplatz, Ponys, Hühnern und Fahrrädern. Die Anreise war für Dienstag vor dem Marathon geplant, die Abreise eine Woche später.

 

31.07.2018. Mein erster Urlaubstag! Mein 38 Geburtstag! Und gleichzeitig Anreisetag! Als Geburtstagsgeschenk durfte ich also knapp 8 Stunden auf der Autobahn hinter dem Steuer unseres treuen Matzes verbringen (so der Name unseres Autos, der so alt ist, wie meine Frau und ich verheiratet sind, 14 Jahre). Da bei uns zu hause in der Metropolregion Rhein Neckar zu diesem Zeitpunkt die Wetterprognose für die Woche mit 34-38 Grad gemeldet war, war ich heilfroh, in das etwas kühlere Rerik flüchten zu dürfen!!!

Um 4:15 Uhr am Morgen war Abfahrt. Stau frei und 7 1/2 Stunden später waren wir dann im wilden Osten. Wild? Nein, im schönen, wilden Osten! ;-) Wetter mit sonnigen 25- 28 Grad top! Unterkunft Top! Alles perfekt für einen schönen Urlaub. Unser Programm für die nächsten Tage war wie folgt: Essen, Radfahren (an den Strand), Sonnen, Schwimmen, Radfahren (in die Unterkunft), Essen, Radfahren und den Abend bei Alkoholischen Kaltgetränken und Knabbereien ausklingen lassen! Urlaub eben!!!

Am Freitag waren es dann auch hier 30 Grad. Und ich, der ganz gerne mal vergisst, Sonnencreme zu benutzen, holte sich einen kleinen Ganzkörper Sonnenbrand. Am Abend war ich etwas rot und hatte leichte Kopfschmerzen...

 

04.08.2018. Samstag. Marathontag! Waaaaaassss??? Marathon??? Ich bin komplett im Urlaubsmodus! Faul, träge, fühle mich fettgefressen. Und obendrein habe ich Kopfschmerzen und einen Sonnenbrand auf Rücken, Schulter und Gesicht! Dies ist mein zwölfter Marathon im Zuge der Bundesländer Marathonjagd. Und ich habe das erste Mal KEINEN BOCK AUF MARATHON!!!

Meine Laune an diesem Samstag Morgen ist im Keller. Beim Gedanken daran, am heutigen Tag gegen 18 Uhr, 42,195 Kilometer zu laufen, könnte ich vor Glück ko..en!

Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Kopfschmerztablette geht es in das 50 Kilometer entfernet Rostock.

 

Im historischen Rathaus werden dann gleich die Startunterlagen abgeholt.

Dreh und Angelpunkt der Veranstaltung ist der Neue Markt, direkt am Rathaus.

Folgende Disziplinen werden Angeboten:

Marathon

Halbmarathon

Marathon Staffel

Rostocker 7

Schülerlauf

 

Und was macht man in einer fremden Stadt, wenn man sechs Stunden bis zum Start Zeit hat? Genau, Sightseeing und Shopping! Und das 5 Stunden vor einem Marathon! Als einziger Mann in unserem vierer Gespann, hab ich da recht wenig zu melden! :-) Also heißt es nun Shoppingtour durch die City. Bei knapp 30 Grad. Einkaufsstraße hoch und wieder runter. Rein in gefühlt tausend Geschäfte und wieder raus. Im Anschlag habe ich ständig eine Flasche Wasser. Wenigsten mein Wasserspeicher soll für den Marathon aufgefüllt sein! Und dann stellt sich da noch die Frage, was esse ich heute? Um 13:30 Uhr beschließe ich, etwas experimentierfreudig zu sein! Es gab Asiatische Nudeln mit Hähnchen! Habe ich so noch nie vor einem Marathon gegessen. Aber irgendwann ist immer das erste Mal!!!

Noch vier Stunden bis zum Marathon! Ich bin satt, die Beine vom shoppen bei 30 Grag sind etwas müde und der Kopf schmerzt! Alles perfekt also(Ironie aus)! Wir beschließen uns etwas an den Fluß Warnow zu setzten. Gesagt getan. Endlich Pause!!! Plötzlich ertönen aus der Ferne drei Kanonenschläge. Klar, dass die Mädels der Sache auf den Grund gehen wollen! Also setzten wir uns wieder in Bewegung! Pause beendet! :-(( 

Es hat sich aber gelohnt, die 2 Kilometer Flussaufwärts zu laufen. Grund der Kanonenschläge war die Taufe eines Feuerwehrlöschschiffes. Verbunden mit einem kleinen Feuerwehrfest! Die Ganze Prozedur war sehr interessant! Es wurden abermals Kanonen abgefeuert! Der Feuerwehrchor schmetterte einige Lieder und alle Schiffe, die am Hafen lagen begannen ein wildes Hubkonzert! Echt cool!!! Dort waren noch einige Infostände und allerlei interessante Dinge zu begutachten. Unter anderem waren heimische Tiere ausgestellt. Natürlich ausgestopft! Unter anderem Greifvögel, Marder, Fuchs und ein großer DACHS.

 

Nach circa einer Stunde ging es dann wieder Richtung Start Ziel Bereich.

Gegen 15.30 Uhr hieß es dann endlich mal Pause und Relaxen. Endlich! Meine Kopfschmerzen waren immer noch präsent.

 

Um 17 Uhr wurde die Veranstaltung mit dem Schülerlauf über 1,8 Kilometer eröffnet!

Klar, dass unsere Mädels es sich nicht nehmen ließen, an den Start zu gehen. Es ging über zwei Runden durch die City. Im Ziel gab es eine tolle Medaille und allen Kids wurde auf der Bühne eine Urkunde überreicht!

 

17:45 Uhr. 15 Minuten bis zum Start. Immer noch kein Bock!!! Der Kopf schmerzt, die Beine sind Müde. Außentemperatur 28-30 Grad, sonnig. Der Mann befindet sich im Urlaubsmodus! Wie soll er heute 42,195 Kilometer überstehen???

Renntaktik für heute??? Ankommen!!!

Kurz vor dem Start begibt sich das PEC Pacer Team in den Startbereich. Und die vier 3:45er Zug und Bremsläufer positionieren sich genau vor mir. Ein Zeichen???

18 Uhr, der Startschuss ertönt! Auf geht's, ab geht's, MARATHON!!!

Die ersten acht Kilometer geht es verteilt auf 2 Runden durch die belebte Rostocker City! Viele Menschen stehen an der Strecke, jubeln, klatschen, feuern an! Musikbands spielen auf. So macht es Spaß! Meine Beine werden langsam locker. Die Kopfschmerzen sind etwas besser geworden. Um die Pacer hat sich eine kleine aber feine Gruppe gebildet! Ich merke, wie mein Schalter vom Urlaubsmodus in den Marathonmodus springt! Geil!!! Plötzlich macht es Spaß!!!

Bei Kilometer 8 kommen wir an die Warnow. Die nächsten 5 bis 6 Kilometer bleiben wir direkt am malerischen Uferweg des Flusses. Von der Luft her ist es ganz ok. Ab und an weht ein angenehmes Lüftchen. Warm ist es immer noch! Die Pacemaker sind recht flott unterwegs. Die Pace pendelt sich bei 5:10 Minuten pro Kilometer ein. Das sind zehn Sekunden schneller als geplant. Ich empfinde das Tempo als sehr angenehm.  Bei Kilometer 14 verlassen wir die Warnow und laufen durch Gehlsdorfs Straßen. 2 1/2 Kilometer später sind wir dann wieder am Wasser! Bei mir läuft es! Die Kopfschmerzen sind weg! Ich befinde mich im Tunnel und laufe einfach. In diesem Moment bekomme ich nicht sonderlich viel von der Strecke mit. Apropos Tunnel! Da war doch eine Besonderheit bei diesem Marathon!? Genau, der Warnowtunnel! Dieser Tunnel ist Privatwirtschaftlich betrieben. Normalerweise muss man Maut bezahlen, wenn man diesen durchfährt. Heute kommen wir für umme durch! Kurz bevor wir den Tunnel passieren, ist die Halbdistanz erreicht. 1:48:50 Stunden steht auf meiner Uhr. Rechnet man hoch, wäre das eine Zielzeit von 3:37:xx Stunden. Die Pacer sind zu schnell unterwegs! Für mich ist das heute kein Problem, ich könnte das Tempo eher noch etwas anziehen, so gut fühle ich mich! Dann kommt der Warnowtunnel! Es geht erst ein Stückchen nach unten, schließlich geht der Tunnel ja unter der Warnow durch. Eingangs des Tunnels steht ein Mann mit Anlage und Mikro. Es ertönt laute Musik und der Mann feuert die Läufer per Mikro an! Richtig cool!!! Schätzungsweiße 800 Meter geht es durch den Tunnel. Die Luft darin ist seltsam. Stickig. Nicht angenehm. Das GPS Signal an meiner Uhr ist weg. Ich merke, wie ich ständig schneller werde. Ich möchte da unten raus. Nach einer gefühlten Ewigkeit sehe ich Licht am Ende des Tunnels! Nachdem es Eingangs des Tunnels runter ging, ging es folglich nach dem Tunnel wieder Aufwärts. Nach der bescheidenen Luft im Tunnel, war dieser kleine Anstieg doch sehr anstrengend! Danach ging es in Richtung IGA-Gelände. in der Ferne erklangen Laute, leicht aggressive Musikklänge. Diese kamen wir immer näher. Schließlich konnte ich hören, was der Sänger von sich gab:

Du!
Du hast!
Du hast mich!
Du hast mich!
Du hast mich gefragt!
Du hast mich gefragt!
Du hast mich gefragt und ich hab nichts gesagt!!!
Willst du bis der Tod uns scheidet!
Treue sein für alle Tage!
Nein!
Nein!
Yessssss!!!!! Eine Rammstein Cover Band!!! Sau Geil!!! Diese Klänge begleiteten uns nun die nächsten 5 Kilometer, bis es bei Kilometer 27 1/2 wieder durch den ach so geliebten Warnowtunnel ging! Ganz nebenbei bemerkte ich, dass da einige Läufer mit äußerst schnellen Schritten an mir vorbei flogen. Was war los? Habe ich einen Einbruch? Oder haben da einige Läufer hinter mir ein Runnershigh??? Nichts von beiden war der Fall. Es waren Halbmarathonis. Der Start des Halbmarathons erfolgte um 19:55 Uhr vor der Mautstelle des Tunnels. Folglich liefen die Halbmarathonis früher oder später auf uns Marathonläufer auf. Und diese Konstellation empfand ich als toll. So waren mit einem Schlag wieder zahlreiche Läufer um einem herum, so dass man sich von dem ein oder anderen ziehen lassen konnte.
Der Warnowtunnel kam wieder näher. Es ging abermals nach unten und 800 Meter durch den Tunnel, ehe es wieder kurz und knackig nach oben ging! Und es war nicht wirklich leichter als die erste Durchquerung des Tunnels! Aber auch das sollte heute kein Problem für mich darstellen. Kurz nach dem Tunnel kam dann die gefürchtete 30 Kilometermarke. Unsere 3:45er Gruppe war ziemlich auseinander gefallen und die Pacer nahmen etwas Tempo raus. Zu diesem Zeitpunkt beschloss ich, nun mein eigenes Rennen zu laufen. Also setzte ich mich von den Pacern ab. Nun ging es wieder Richtung Rostocker Innenstadt und Historisches Rathaus. Der Weg war der selbe wie hinzu, also genau an der Warnow entlang über wunderschöne Uferwege. Einfach traumhaft. Sehr maritim und entspannt! So macht Marathon Spaß!!! Die Verpflegung entlang der Strecke war absolut ausreichend! Wasser, Iso, Obst, alles vorhanden! Und entlang der Strecke wurden von Anwohnern etliche Rasensprenger zur Abkühlung aufgestellt! Danke dafür!!! Bei Kilometer 34 war mir eigentlich schon bewusst, dass mir das Ding keiner mehr nimmt! Bei Kilometer 15, 25 und 35 habe ich wieder auf meine altbewehrten Powergels zurückgegriffen! Und das hat absolut gepasst!
Ab Kilometer 40 ging es dann wieder Richtung Rostocker Innenstadt. Eine kleine Gemeinheit gab es dann doch noch, bei Kilometer 41 durften wir uns nochmal eine kleine aber knackige Steigung hochkämpfen! Zur Belohnung kam dann das Sahnehäubchen! Die Rostocker City. Sie hat sich in eine Fanmeile verwandelt. Die Sambatrommler trommelten alles aus sich heraus, die Zuschauer peitschten uns ins Ziel! Gänsehaut!!! Kurz vorm Ziel meine Mädels! Schnell Emma und Luise an die Hand genommen und ab durchs Ziel!!! Wie immer, der Blick auf die Uhr, 3:39:xx Stunden. Absolut zufrieden! Mir geht's gut, nichts tut weh! Die Medaille in Empfang genommen und ein, zwei, drei Alkoholfreie Radler konsumiert! Absolut lecker!!!  Kurz nach mir kommen die 3:45er Pacer ins Ziel. Knapp unter 3:45 Stunden. Perfektes Timing!
Ein geiler Lauf, eine geile Strecke, gute Stimmung! Perfekt! Es hat Spaß gemacht! So kann ein Rennen laufen! Lustlos an der Startlinie kam der Spaß beim Laufen! Und der Urlaubsmodus war wie weggeblasen!!! Marathon macht einfach Spaß und ist ne geile Sache!!!
Kurz nach 22 Uhr geht es dann Richtung Rerik. 20 Kilometer vor unserer Unterkunft in einem Waldstück dann noch ein kleiner Schockmoment. Ein DACHS überquert die Fahrbahn! Kurz vor meinem Auto! Er hat es leider nicht überlebt... Und unser Matze hat nun eine eingedrückte Stoßstange! Aber Gott sei Dank, sind wir heil geblieben! Um den Dachs tut es mir natürlich leid...
Am nächsten morgen Polizei verständigt, Unfall aufgenommen und danach, zack, Hebel Umgelegt, URLAUBSMODUS!!!
Rostock und die Ostsee war eine wunderschöne Erfahrung! Der Marathon ist absolut zu empfehlen!!!
Und by the way, Urlaub und Marathonlaufen kann man miteinander verbinden!!! ;-))
Run Dirty & Be Unstoppable!!!