Der verflixte Dreizehnte!?

Bundesland Saarland. Marathon Nummer 13. Saarschleifenland Lauf Merzig.

 

Der eigentliche Plan war der, dass ich Sonntag morgens vor dem Marathon alleine anreise. Doch dann kam alles anders! Unter der Woche haben wir irgendwie die Idee gehabt, dass Ganze mit einem kleinen Wochenend Trip zu verbinden. Also ging es Samstag morgen zu viert ab ins Saarland. Auf dem Weg nach Merzig, machen wir einen kurzen Abstecher ins Fashion Outlet nach Zweibrücken. Wow, ich bin hellauf begeistert(Ironie aus)! Naja, was macht man nicht alles für seine Mädels! Okay, ich bin auch nicht ganz leer ausgegangen. Da ich schon länger mal wieder Asics Laufschuhe ausprobieren wollte, wurde ich dort fündig! 

 

In Merzig angekommen, checkten wir erst einmal in unsere Ferienwohnung ein. Oder eher gesagt, in die Bruchbude! Nachdem uns die Dame des Hauses die Unterkunft gezeigt hat und wir beide sprachlos waren, hat die Gute uns erst mal gefragt, ob wir überhaupt deutsch sprechen. Billig ist halt nicht immer gut! ;-)  

Kurz danach starteten wir zur Saarschleife. Streckencheck! Seit 2016 gibt es dort einen Baumwipfelpfad. In bis zu 23 Metern Höhe über dem Waldboden in unberührter Natur kann man dort spazieren gehen und einzigartige Perspektiven erleben. 1.250 Meter schlängelt sich der Baumwipfelpfad durch Buchen, Eichen und Douglasien in Richtung Saarschleife. An Lernstationen werden Leben und Lebensformen des Waldes anschaulich präsentiert. Für Besucher mit großer Abenteuerlust finden sich Erlebnisstationen entlang des Weges. An Lichtungen vorbei führt der Weg hinauf in die mächtigen Wipfel, bevor er in den architektonisch einmaligen Aussichtsturm abzweigt. Dort angekommen, erwartet die Besucher ein unvergessliches Erlebnis - der Ausblick auf das Wahrzeichen des Saarlands, die Saarschleife. Wow, ein beeindruckendes und wunderschönes Fleckchen Erde, geschaffen von Gottes Hand! Kurz stelle ich mir vor, wie es wohl sein wird da unten an der Saar zu laufen. Ich freu mich darauf und bin froh darüber, bei diesem Lauf morgen an der Startlinie zu stehen!

Danach schauen wir uns noch die Innenstädte von Mettlach und Merzig an. Ehe es zu einem gemütlichen Italiener geht, um den Kohlenhydrate Speicher für morgen aufzufüllen! 

 

Sonntag, 02.09.2018. Raceday!!!

Um 6:30 Uhr ist die Nacht vorbei. Nach einem kurzen Frühstück geht es los. Der Start des 4. Saarschleifenland Laufes ist für 8:30 Uhr angesetzt. Außentemperatur an diesem Sonntag morgen, knackige 7 Grad! Ein wenig irritiert schaue ich nochmals auf die Temperatur Anzeige des KFZ's um mich zu vergewissern, dass ich mich nicht vertan habe. Nein, hab ich nicht(leider)! Mit kurzer Hose und T-Shirt geht es dann in die 10 Minuten entfernte Stadthalle nach Merzig. Zum Glück ist es in der Halle mollig warm! Eine Stunde vorm Start des Marathons geht es hier recht ruhig zu. Es gibt belegte Brötchen, Kaffee, Kuchen. Ich drücke mir noch die obligatorische Banane rein und spüle diese mit einem Kaffee runter. In aller Ruhe! Das ist hier auch das Motto am heutigen morgen! Ruhe, Gelassenheit. Die Veranstaltung ist sehr Familiär. Ich mag das! Immerhin hab ich ja auch meine Familie mitgebracht. Apropos, was machen die Mädels eigentlich??? Sie befinden sich wie üblich um diese Uhrzeit noch im Halbschlaf. Dürfen sie ja auch, schließlich haben sie noch Ferien! Die zwei gehen beim heutigen Schülerlauf an den Start. Dieser ist für 9:15 Uhr angesetzt. Also noch genug Zeit um wach zu werden! Des weiteren wird ein Bambinilauf angeboten. Dann gibt es noch den Halbmarathon beziehungsweise den 15 Kilometer Lauf. Hier können sich die Läufer während des Laufes aussuchen, ob sie den Halben laufen wollen oder "nur" 15 Kilometer! Auch eine nette Idee! Zu guter Letzt ist noch ein 5er im Angebot. Die Teilnehmer Gebühren sind absolut Fair. Für den Marathon zahlt man nur 25 Euro!!! Meiner Meinung nach zu wenig für diese tolle Veranstaltung. Organisiert wird das Ganze vom Merziger Sport & Freizeitverein e.V. Der Verein hat circa 80 Mitglieder.  Am Ende des Tages wird die Veranstaltung 700 Teilnehmer haben.  

 

Ein kurzer Blick auf die Uhr, 8:10 Uhr. Ich beschließe nach draußen zu gehen, um mich an die "Kälte" zu gewöhnen. Immerhin ist inzwischen die Sonne da. Nun ist es nicht mehr ganz so fröstelig!

8:20 Uhr, der Startbereich ist noch komplett leer. Der Sprecher erzählt etwas über den Marathon und erwähnt, dass heute "nur" 72 Marathonis starten. Schade, ich frage mich warum? Was erwartet mich? Ist der Lauf schei...e?

8:25 Uhr, nun bittet er uns in den Startbereich zu kommen. Gesagt, getan! Es herrscht eine lockere, entspannte Atmosphäre. Beinahe vergesse ich, dass ich nun knappe 4 Stunden Sport treiben muss/darf... 

Pacemaker gibt es heute keine. Meine Renntaktik? Wie immer, nicht vorhanden! Und dann trifft mich ein Gedanke wie ein Blitz! Der 13. Marathon. Ich bin eigentlich kein abergläubischer Mensch. Die letzten Wochen kam mir aber immer wieder diese 13 in den Kopf. Keine Ahnung warum! Bisher habe ich jeden Freitag den 13. unbeschadet überstanden! An sich ist die 13 keine Unglückszahl für mich. Dennoch geistert die letzten Wochen diese "13" in meinem Kopf herum! Ich hab ein mulmiges Gefühl! Ich hab schiss, mich bei meinem 13. Marathon zu verletzten. Und da steh ich nun, Sekunden vor dem Start und hab Angst! Scheiß Gefühl! Plötzlich ertönt ein Schuss! Ich zucke zusammen! Trottel!!! Es war der Startschuss! Es geht los! Marathon Nummer 13!!!

 

Die ersten Meter geht es durch den Stadtpark. Dieser wird momentan modernisiert. Es liegen ab und an größere Steine auf der Strecke. Nur nicht umknicken! Ich als alte Bänderriss Tante! Und plötzlich ein kurzer, stechender Schmerz im Knöchel! 200 Meter vom Start weg und nun verletzt??? F...k! Das darf doch wohl nicht wahr sein! Nach ein paar Metern dann Entwarnung! Vermutlich hat ein Läufer ungewollt seine Fußballer Qualitäten geprüft und mir einen Stein gegen den Knöchel gekickt! Vermutlich.... Jetzt heißt es Rhythmus finden! Vor mir eine sechsköpfige Truppe. Ich überlege, ob ich mich dieser anschließen soll. Da deren Pace knapp unter 5 Minuten pro Kilometer liegt, entscheide ich mich dagegen und suche mein eigenes Tempo.

Dieses pendelt sich so bei 5:10 ein. Ich fühle mich gut und schaue mich nun etwas um. Inzwischen führt die Strecke direkt an der Saar entlang. Die sechser Truppe ist inzwischen eine fünfer geworden. Ein Läufer hat sich etwas zurückfallen lassen und ist circa 200 Meter von mir entfernt. Links liegt die Saar, rechts ein kleiner Damm. Bei Kilometer 7 kommen ein paar Höhenmeter. Nicht viele und auch die einzige stelle des Laufes, die mit Höhenmetern gespickt ist. Und nach diesem kleinen Anstieg wird es traumhaft! Ein geschotterter Radweg. Links von mir liegt die Saar. Um mich herum Bäume! Eine richtige Wohlfühl Oase. Da es noch recht früh am Tag ist, sind dort so gut wie keine Menschen unterwegs. Ab und zu versucht ein Angler sein Glück in der Saar. Nun bin ich fast gleichauf mit dem Läufer vor mir. Er scheint mich aber nicht zu bemerken, da er mit Musik läuft. So vergeht Kilometer für Kilometer in dieser traumhaften Umgebung! Kilometer 10. Ich höre sanfte Klänge! Kurz darauf sehe ich auf der anderen Seite der Saar ein Alphornbläser. Als ich näher komme, höre ich was er spielt. Amazing Grace! Ich bekomme Gänsehaut und Tränen schießen mir in die Augen. Seit dem Tod meiner Mutter bin ich sensibler geworden. Es ist ein schöner Moment und ich genieße ihn! Er wird noch viel schöner, als ich sehe, was gerade näher kommt. Die Schleife! Saarlands Wahrzeichen. Oberhalb erblicke ich die Aussichtsplattform des Baumwipfelpfades, an dem wir gestern waren. In diesem Moment bin ich ziemlich geflasht! Es läuft wie von selbst! Nun geht es einmal um die Schleife herum, in den Ohren ertönt immer noch der Alphornbläser. In meinem Trance ähnlichen Zustand habe ich gar nicht bemerkt, dass ich auf den Läufer vor mir aufgeschlossen habe. Dieser hat mich nun ebenfalls erblickt und wir laufen Seite an Seite. Ich finde das recht angenehm, habe aber das Empfinden, dass es ihn stört. Er zieht ständig das Tempo an, sobald wir auf gleicher Höhe sind. Also lasse ich mich wieder einige Meter zurück fallen. Dann ein lauter Schrei! Ein Ruderer auf der Saar wird von seinem Trainer angefeuert! Hui, da bin ich ein bissl erschrocken! ;-) Immerhin bin ich jetzt wieder wach! Ich nähere mich einem Kilometerschild. Kilometer 13! Oh nein!!! Kilometer 13 bei Marathon Nummer 13! "Dennis, Du bist nicht abergläubisch!!!" Dennoch habe ich ein komisches Gefühl und laufe plötzlich sehr sehr vorsichtig! Dann, endlich, nach einem nicht enden wollenden Kilometer hab ich ihn hinter mir. Den 13 Kilometer beim 13 Marathon!!! Und zur Feier dieses Umstandes kommt ein Verpflegungsstand. Hier nehme ich mein erstes Energygel zu mir. Auf der Strecke sind übrigens 10 VP's eingerichtet. Und es ist alles vorhanden, was man zum finishen eines Marathons benötigt! Bei Kilometer 14 sind wir übrigens an der Mettlacher Staustufe angekommen. Hier geht es über die Saar hinüber auf die andere Seite. Nun geht es wieder in Richtung Saarschleife, diesmal aber auf der anderen Seite der Saar. Bei Kilometer 16 schließe ich wieder auf den Läufer vor mir auf. Dieser sieht irgendwie nicht mehr so frisch aus und scheint nun froh zu sein, etwas Begleitung zu haben. Die ersten Läufer kommen mir nun entgegen. Sie haben den Wendepunkt bereits passiert und sind auf dem Rückweg. Bei Kilometer 17 geht es nun wieder um die Saarschleife. Ich sehe die Aussichtsplattform und höre den Alphornbläser. An diesem laufen wir nun vorbei. Nun spielt er "So ein Tag, so wunderschön wie heute!" Wie passend! Kurz nach Kilometer 18 steht ein Schild, Wendepunkt in 200 Metern. Und was macht der Läufer an meiner Seite??? Er wendet!!! Lauthals schreie ich "HAAAALT!!!" Denn der Jung hat immer noch seine Kopfhörer im Ohr. Zum Glück hört er mich und wendet erneut! Er bedankt sich mehrfach bei mir! Und er hat Glück! Beim Wendepunkt liegt eine Zeitnahme Matte auf dem Boden. Hätte er diese nicht überquert, wäre er nicht gewertet worden!

Nun geht es wieder Richtung der Mettlacher Staustufe. Mein neu gewonnener Freund weicht nun nicht mehr von meiner Seite. Ich stelle jedoch fest, dass ihm die 5:10er Pace inzwischen zu schnell ist. Kurz vor der Halbmarathonmarke erlöse ich ihn und ziehe kurz das Tempo an, um von ihm weg zu ziehen. Der Besenläufer kommt mir entgegen. Im Schlepptau Dauerläufer Joe Kelbel, der schon das ein oder andere tolle Buch geschrieben hat. Nun bin ich ganz alleine! Ich genieße die Ruhe. Kann mich nun wieder auf die Traumhafte Landschaft konzentrieren. Bei Kilometer 23 geht es erneut über die Staustufe. Ein letztes mal komme ich nun an der Saarschleife vorbei. Es ist ein Genuss hier zu laufen. Natur pur! Kilometer für Kilometer lege ich nun zurück. Weit und breit kein Mensch! Als ich mich so langsam der 30er Marke nähere, bemerke ich, dass ich Mental etwas abbaue. Ein Tief! Aber was ist das??? Läufer! Nicht einer, nicht zwei, nein, viele! Sehr viele!!! Es sind die Halbmarathonis, die eindreiviertel Stunden später gestartet sind. Und auf diese laufe ich nun auf! Und das ist ne geile Sache! Gerade als die Motivation nachgelassen hatte und die Beine schwerer wurden, war es der optimale Zeitpunkt um die Motivation wieder in Schwung zu bekommen! Es waren schätzungsweise Läufer mit einer geplanten Endzeit von knapp unter 2 Stunden, die ich nun um mich herum hatte. Das bedeutet, ÜBERHOLMANÖVER! Brust raus, Bauch rein, Startnummer richten! Einige Halbmarathonis schauten etwas verdutzt, als sie plötzlich von einem schnelleren Läufer überholt wurden. Nach einem prüfenden Blick auf die Startnummer und die Erkenntnis, dass es sich um einen Marathonläufer handelt, wurde ich nun des öfteren mit Lob überschüttet! Das tut bei Kilometer 30+ natürlich verdammt gut! Und so überholte ich Läufer für Läufer. Bei Kilometer 34 war mir eigentlich schon klar, dass Ding nimmt dir keiner mehr! Die letzten 6 Kilometer waren meine schnellsten des Rennens. Die letzten zwei sogar deutlich unter einer 5er Pace! Als ich kurz nach Kilometer 42 in den Stadtpark einbiege und ich das Ziel sehe, bin ich stolz und glücklich zugleich! Kurz vorm Ziel standen meine drei Mädels. Jetzt heißt es abklatschen und ab durchs Ziel! Marathon Nummer 13 in der Tasche! Und er hat kein Unglück gebracht. Ganz im Gegenteil. Mit 3.38:xx Stunden, war es meine zweitbeste Marathonzeit  in diesem Jahr! Als Lohn bekam ich als Dritter meiner Altersklasse eine schicke Medaille! Noch besser machten es meine Mädels! Emma wurde vierte ihrer Altersklasse, Luise konnte sogar den Sieg erlaufen! WOW!!!

Danach noch ein, zwei Kaltgetränke getrunken.

Frau Schamper, der 1.Vorsitzende vom Merziger Sport & Freizeitverein konnte ich noch ein grünes Bändchen der Athletes for Charity überreichen. Die Startgebühr wurde mir erlassen und ich spende den Betrag wie immer an die "Aktion für krebskranke Kinder e.V./Heidelberg". Vielen Dank dafür!!!

 

Mein Fazit der Veranstaltung:

Absolut empfehlenswert! Ein sehr schöner Landschaftslauf mit dem Wahrzeichen Saarschleife! Preis Leistung top! Orga prima!

Dieser Marathon hat definitiv mehr als 72 Teilnehmer verdient!!!

 

Hey Ihr Läufer aus der PFALZ, dem SAARLAND, FRANKREICH, LUXEMBURG und dem REST DER WELT, LAUFT DIESEN LAUF, ER IST WUNDERSCHÖN UND WIRD EUCH LANGE IN ERINNERUNG BLEIBEN!!! AUF GEHT'S!!!!!!!!!!!!

 

Run Dirty & Be Unstoppable