Auf Bestzeitjagd durch Berlin

Bundesland Berlin. Marathon Nummer 14!

 

Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!!!

Ein ziemlich abgedroschener Fan Gesang, wenn dass eigene Fußball Team kurz vor dem Einzug in das DFB Pokalfinale in Berlin steht.

So wie sich die Fußball Fans auf dieses Finale freuen, so groß dürfte in etwa meine Freude auf den Berlin Marathon sein!

Berlin ist für viele Läufer das Non plus Ultra der Deutschen Marathonveranstaltungen. Er ist mit ABSTAND der Marathon mit den meisten Teilnehmern. Dieses Jahr werden über 40000 am Start stehen!!! Ich muss gestehen, dass ich Wiederholungstäter bin. Letztes Jahr war ich schon einmal dabei. Da ich fast nur positives über diesen Marathon gehört habe, sei es die Orga, die Strecke oder dass Publikum, bin ich letztes Jahr mit sehr sehr hohen Erwartungen angetreten. Und wurde enttäuscht... Bei dreizehn Grad Außentemperatur und Nieselregen hatte diese Veranstaltung nicht den gewünschten WOW Effekt. Meiner Frau ging es da ähnlich. Nun kommt für mich Berlin Teil 2. Wird diesmal alles anders?

 

Freitag, 14.09.2018, Berlin is calling!!!

Und diesmal war ich ein Fuchs! So war zumindest mein Plan! Da es alleine nach Berlin ging, hieß es sparen, wo es nur geht. Als Fortbewegungsmittel wählte ich die Vereinsfarbe der Sandbox Warriors. GRÜN! FLIXBUS!

Der Plan war wie folgt: Freitag Abend in den Bus einsteigen, schlafen und zehn Stunden später, ausgeschlafen und hochmotiviert in Berlin auf der Matte zu stehen! So war der Plan! Die Realität sah da etwas anders aus! Nachdem der besagte Bus 2 Stunden Verspätung hatte, war mein Nervenkostüm schon etwas angefressen. Und als wir dann auf den Weg in die Hauptstadt an ACHT Haltestellen stoppten, jedes mal das Licht an ging, der Busfahrer eine Durchsage machte, war meine Laune im Keller! Noch dazu waren die verdammten Sitze des Busses so unbequem, dass an Schlaf nicht zu denken war. Wenn es hoch kommt, war meine Schlafzeit maximal 2 Stunden. Puh, dass habe ich mir doch ein wenig anders vorgestellt! Nicht destotrotz, stand ich Samstag morgens etwas verschlafen um 7.30 Uhr in Berlin!!! Nun hieß es zu aller erst sammeln und zurecht finden! Mein erster Stopp in der Hauptstadt sollte der Flughafen Tempelhof sein. Marathonmesse! Diese sollte um 9 Uhr ihre Türen öffnen. Ich entschied mit dem Bus dorthin zu fahren. Nach zehn Stunden Busfahrt, hatte ich wohl immer noch nicht genug! ;-)

Zehn vor neun war ich dann schließlich vor Ort. Etwas zu früh. Da war ich aber irgendwie nicht alleine. Eine riesen Schlange hat sich vor dem Flughafen gebildet! Da kommt Freude auf! Zum Glück ging aber alles recht Flott, nachdem die Pforte geöffnet wurde! Beim Berlin Marathon ist alles etwas anders als bei "kleineren" Veranstaltungen. Da sehr sehr viele Marathonis aus aller Welt diesen Marathon laufen möchten, entscheidet das Los. Man kann sich im Herbst für den Marathon registrieren. Danach heißt es Daumen drücken und auf eine positive E-Mail Bestätigung warten. Wenn das der Fall ist, hat man einen gewissen Zeitraum, in dem man sich anmelden kann und die Startgebühr bezahlen muss. Macht man das nicht, geht der Platz an den Nächsten!

Ist man verletzt, kann man den Startplatz nicht überschreiben. Man hat die Möglichkeit eine kleine Gutschrift für das Jahr darauf zu bekommen, sowie einen garantierten Startplatz. Der Berlin Marathon gehört zu den Abott World Marathon Majors. Dies ist ein Zusammenschluss von 6 Marathonveranstaltungen. Läuft man diese 6, bekommt man eine schicke Medaille dafür. Es gehören folgende Marathons dazu:

-Boston

-New York

-Chicago

-Tokyo

-London

uuuuuund

-Berlin

 

Die Startnummer bekommt man nur ausgehändigt, wenn man die Meldebestätigung sowie den Ausweis dabei hat. Hat man da nicht gemogelt, bekommt man ein Einlass Bändchen. Dieses wird verschweißt, so dass man es nicht abnehmen kann. Somit wird der Schwarzmarkthandel für die begehrten Startplätze unterbunden! 

Bei mir ist alles korrekt und ich erhalte meine Startnummer! Bei manchen Teilnehmern hat man das Gefühl, dieser Moment ist ein wenig so, wie bei einem sechsjährigen Kind, wenn Weihnachten und Geburtstag auf den gleichen tag fällt! 

Danach bin ich noch ein wenig über die Messe getingelt, ehe ich mich mit Sandbox Warriors Kumpel Chris getroffen habe. Dieser lebt in Berlin. Er lebt nicht nur hier, er ist ein waschechter Berliner. Mit allem was so dazu gehört!

Nach dem Frühstück kam ich in den Genuss, einer exklusiven Sightseeing Tour. Mit am Start Chris Freundin Sandrine. Es war eine sehr interessante und spaßige Tour. Nach 16 Tageskilometern und einer fast schlaflosen Nacht, gab es am Abend vor dem Marathon leckere Asiatisch/Indische Küche! Um 22.30 Uhr war Zapfenstreich. Alles in allem eine ideale Marathon Vorbereitung! :-)) :-))

 

Sonntag, 16.09.2018 BERLIN MARATHON!!!

Nach einem traditionellen Marathon Frühstück mit Marmeladenbrot und O-Saft, breche ich um 6.30 Uhr auf Richtung Berlin City. Meine Gasteltern schlafen derweil noch. Um 7.15 Uhr bin ich am Ort des Geschehens und begebe mich sogleich in das Marathongelände(exklusiv nur für Bändchen träger).

Der Start ist für 9:15 Uhr angesetzt. Da ich etwas früh dran bin, relaxe ich noch etwas. Die traditionelle Marathonbanane gibt es heute natürlich auch! Abermals mache ich mir Gedanken über meine Renntaktik. Mein Kumpel Dirk sagte zu mir, dass ich auf Bestzeit gehen soll. Ich soll mich von der Stimmung und den Massen ziehen lassen. Ich war mir da noch etwas unschlüssig, da ich im Moment wenig schnelle Einheiten zurückgelegt habe. Um 8 Uhr gebe ich mein Gepäck ab und laufe zur Startaufstellung. Es wird in 4 Wellen gestartet. Dank meiner Bestzeit von 3:16.xx Stunden stehe ich in Welle 2. Der Start ist auf der langen und breiten Straße des 17.Junis. Als ich durch den Tiergarten dorthin laufe, bekomme ich beim Gedanken an den bevorstehenden Start mit über 40000 Gleichgesinnten Gänsehaut!

 

Und da stehe ich nun. Inmitten zahlreicher Marathonis aus aller Welt! Alle Nationen sind mit am Start. Auf einer riesigen Leinwand wird die Strecke vorgestellt. Menschen werden interviewt und es werden schließlich die Favoriten vorgestellt. Zu diesem Zeitpunkt bin ich absolut motiviert und geil darauf endlich los laufen zu dürfen! Ich will! Und ich will sie heute holen! Meine Persönliche Bestzeit!!!

9:15 Uhr. Start der Elite! Ich beobachte alles am Monitor. Tausende Luftballons steigen in den Himmel. Als ich in den Himmel über den Monitor schaue und die Ballons nur wenige hundert Meter von mir entfernt steigen sehe, wird mir bewusst, dass vor mir gerade eben die Weltelite des Marathons gestartet ist! GEIL!!!

Zehn Minuten später ist es endlich soweit! Laute Musik ertönt. Tausende Läufer Seite an Seite klatschen dazu. Der Countdown läuft! Zehn, neun, acht, sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei, eins, START!!! YESSSS! BERLIN MARATHON 2018!

Nun heißt es Pace finden! 4.30 Minuten pro Kilometer sind mein Ziel. Geplante Zielzeit 3:09:xx Stunden. Und es läuft hervorragend!

Nichts tut weh, ich bekomme gut Luft! Die Temperatur ist perfekt zum laufen.

Ich sehe wie die Siegessäule näher kommt. Der Lindwurm teilt sich. Manche laufen links daran vorbei, ich und viele tausend andere laufen rechts vorbei.

An dieser Stelle erzähle ich euch normalerweise wie es auf der Strecke ist. Wie die Stimmung ist. Wie ich mich fühle. Leider kann ich heute nicht viel davon berichten! Zumindest nicht von den ersten 30 Kilometern des Rennen. Warum? Ganz einfach, ich war im Tunnel! Jeder, der schon mal bei einem Lauf an seine körperlichen Grenzen gegangen ist, weiß womöglich, wie ich mich in diesem Moment gefühlt habe. Wenn du jenseits deines Wohlfühltempos läufst, ist das was komplett anderes. Zumindest bei mir. Du bist ständig damit beschäftigt, druck aufzubauen und die Pace zu halten. Man versucht sich zu pushen. Ich beispielsweiße habe mir zu diesem Zeitpunkt den Moment vorgestellt, wenn ich durchs Ziel laufe. Auf der Uhr eine 3:09:xx Stunden. Diese Glücksgefühle, dieser Stolz, unbeschreiblich! Ab und an habe ich bei diesem Gedanken sogar Gänsehaut bekommen! Meine Zwischenzeit beim Halbmarathon, 1:34:xx Stunden! Optimal! Es läuft! Alles läuft! Heute ist mein Tag!!!

Kurz später ruft irgendwer, "neuer Weltrekord von Kipchoge! 02:01:39 Stunden!" Geil!!! Und ich bin dabei! Auf der gleichen Strecke! So wie ich schon bei Arne Gabius in Frankfurt bei seinem Deutschen Rekord dabei war!

An dieser Stelle möchte ich kurz anmerken, dass ich wohl ein Glücksbringer bin! Weltrekord in Berlin, Deutscher Rekord in Frankfurt! Mit mir! An alle Läufer, die einen Rekord planen, ihr könnt mich gerne buchen! Bedingung, den Startplatz und die Unterkunft müsst ihr mir bezahlen! Vorzugsweiße New York, Boston, Chicago oder Tokyo! Ich bin gerne dabei und bringe euch Glück!!! ;-))))

Und weiter geht's! Voller Euphorie brettere ich mit einer 4:30er Pace über die Straßen Berlins! Niemand kann mich stoppen! Ich befinde mich weiter im Tunnel! Und dann, ganz plötzlich, bei Kilometer 26, 27 stottert der Motor etwas. Der Kerl scheint müde zu werden! Bei Kilometer 30 schaue ich auf die Uhr. Durschnitts Pace 4:29. Sollte ich die nächsten 12 Kilometer in diesem Tempo durchziehen, wird es eine Zeit unter 3:10 Stunden. Ein Traum! Leider wache ich zu diesem Zeitpunkt aus meinem Traum auf. Ich verlasse bei Kilometer 30 den Tunnel! Giovanni Trapattoni würde nun sagen, Kühlwein läuft wie Flasche leer! Keine Körner mehr! Alles weg. Was nun??? Weinen??? Quatsch! Es ist mein 14 Marathon. Hallo! Ich bin keine Maschine. Irgendwann ist der Akku leer! Ich bin 30 Kilometer in einer 4:29er Pace marschiert! Ich kann stolz auf meine Leistung sein! Leider reicht es heute nicht für die letzten 12 Kilometer! Drauf geschissen! Nun genieße ich den Rest des Laufes! Ich sehe mir die Motivierenden Schilder, die die Zuschauer liebevoll gebastelt und gemalt haben an.  Chuck Norris never run a Marathon, ist eins meiner Favoriten! Oder der Klassiker, Push for Power! Live Musik ertönt am Straßenrand. Ich klatsche mit und versuche die Zuschauer zum mitmachen zu animieren!

 

Es klappt! Und es fühlt sich gut an! Ab und an muss ich gehen. Die Leute an der Strecke rufen meinen Namen, der auf der Startnummer steht. Auf geht's Dennis, weiter, zu schaffst das! Nur noch 5 Kilometer! Ich schau nicht mehr auf meine Uhr, die Zeit ist mir inzwischen egal! Und dann kommt er, der aller aller schönste Moment beim Berlin Marathon! Das Brandenburger Tor! Herrlich! Links und rechts der Strecke alles voller Zuschauer! Sie jubeln, klatschen, feuern an! Ich hab ein bissl Pipi in den Augen, als ich durch das Tor laufe! Auf dem blauen Teppich geht es nun die letzten Meter Richtung Ziel! Endlich geschafft!!! 3:25:03 Stunden. Keine neue Bestzeit! Enttäuscht? Definitiv nein! Glücklich! Glücklich es geschafft zu haben! Ohne Verletzung! Ohne Krämpfe! Mir geht's gut! Ich fühle mich gut! Im Ziel suche ich mir ein nettes Plätzchen. Ein wenig relaxen, dass Rennen reflektieren. Es hat Spaß gemacht an die Grenzen zu gehen. In diesem Moment bin ich stolz! Stolz auf meine Leistung! Stolz darauf den 14. Marathon in diesem Jahr gefinisht zu haben. Und ganz nebenbei, war es heute meine persönliche Jahresbestleistung! Und das bei diesem Rennen! Ein Rennen, dass in die Geschichtsbücher eingeht! New World Rekord! 02:01:39 Stunden! Eliud Kipchoge! Hut ab!!! Diese Pace halte ich keine 500 Meter durch!!! Unglaublich!!!

Nach dem Rennen hau ich mir erst mal alles was ich finden kann hinter die Kiemen. Und schütte gefühlte 5 Liter Cola in mich rein! Das hab ich mir heute auch verdient! ;-))

 

Gegen Abend geht es dann schon wieder nach hause! Im Flixbus! Zehn Stunden sitzen! Und das nach 42 Kilometern. Wie bekloppt muss man sein???

Danke Berlin, danke Chris und Sandrine, ich hatte eine echt schöne Zeit in der Hauptstadt!

Und danke an die Generali Deutschland AG für den Startplatz!!!

108 Euro Spende geht an den Kinderplaneten!

 

Run Dirty & Be Unstoppable!!!