Das letzte Kapitel

Bundesland Hessen. Marathon Nummer 17. Finale.

 

Der Frankfurt Marathon, dass letzte Puzzleteil.

Schon bei der Planung der Marathonjagd im Frühjahr 2017 hatte ich diesen einen Gedanken im Kopf. Der letzte Marathon, Zieleinlauf über den roten Teppich in die Frankfurter Festhalle. schon damals hatte ich Gänsehaut.

Dann war er nun da, der 28.10.2018. Das Finale der Bundesländer Marathonjagd!

 

Los ging es schon am Freitag. Startnummern abholen, über die Marathonmesse schlendern und das ein oder andere Gimmick abgreifen. Gemeinsam mit Kumpel Dirk. Dirk ist ein alter Hase in Sachen Frankfurt Marathon. Es wird sein neunter Start werden. Bei mir wird es der Dritte. Warum läuft man so oft in Frankfurt. Das ist eigentlich einfach zu erklären. Der Marathon ist nicht weit von unserer Heimat entfernt. Die Veranstaltung mit 25000 Teilnehmern, davon über 13000 Marathonis gehört zu den größten Marathons in Deutschland. Die Stimmung an und auf der Strecke ist hervorragend. Und last but not least, der Einmarsch in die Festhalle!

 

Sonntag, 28.10.2018. 7 Uhr. Abfahrt...

Der Vorteil beim FFM Marathon ist der, dass er immer am letzten Sonntag im Oktober ist. Zeitumstellung! Eine Stunde länger schlafen! 7 Uhr Abfahrt bedeutet, dass es eigentlich schon 8 Uhr ist! Der Nachteil, dass Wetter ist zu dieser Jahreszeit unberechenbar und es kann schon sehr kalt sein. So wie heute. 7 Grad und ein heftiger Wind...

 

Um 8:15 Uhr sind wir in der Frankfurter Messehalle angekommen. Um 9 Uhr ist Sandbox Warriors Team Treffpunkt. 12 weitere Sandboxer sowie eine vierer Staffel werden am Start sein! Wie immer sehr schön und unterhaltsam! Nach dem obligatorischen Teamfoto geht es in die Startaufstellung. Und es ist sehr sehr ungemütlich. Starker Wind und gefühlte 5 Grad. So werden die Minuten bis zum Startschuss sehr frostig.

 

10 Uhr. Start!!!

Vor mir die 3:30 Pacemaker. Neben mir Kumpel Dirk. Eigentlich der Unglücksdirk. Mit ihm war ich dieses Jahr beim Spreewaldmarathon und beim Himmelswegelauf in Nebra am Start. Und beide Male bin ich eingegangen. Alle guten Dinge sind bekanntlich drei! Apropos drei. Nach Bremen und Malle ist das nun mein dritter Marathon im Oktober. Kurz frage ich mich, was ich dann eigentlich bei den 3:30er Pacern mache. Ich fühle mich aber gut und bin dieses Jahr ja noch nicht all zu viel Marathons gelaufen (Ironie aus). Aber wenn ich eins dieses Jahr gelernt habe, ist es, dass sich mein Gefühl meist nicht täuscht. Und heute fühle ich mich gut. Mein Schwager fragte mich letztens, wie das nach 16 Marathons so ist? Gehen die 42 Kilometer gefühlt schneller vorbei? Nicht wirklich! Es ist ganz klar Tagesform abhängig. Es gibt Tage, da schaut man nach 5 Kilometer auf die Uhr und denkt sich, verdammt, erst 5, es kommt mir vor, als wenn ich schon nen Halben unterwegs bin! Und dann gibt es die Tage wie heute, du schaust bei Kilometer 5 auf die Uhr und denkst dir, waaaas, schon 5 Kilometer, wir sind doch eben erst los gelaufen!!! Und so fliege ich Kilometer für Kilometer durch Frankfurt. Die Strecke in Frankfurt ist etwas verwirrend. So läuft man anfangs durch die breiten Straßen von Mainhatten. Überall Hochhäuser. Dadurch das GPS nicht wirklich genau. Der Wind peitscht durch die Straßen. Die Stimmung an der Strecke ist super! Bands spielen auf, die Zuschauer feuern die Läufer lautstark an! Alles passt. Inzwischen hat man sich auch an die Temperatur gewöhnt. Kilometer 10. Schon Kilometer 10!? Heute ist tatsächlich einer dieser Tage, wo die Kilometer wie im Fluge vergehen. Um die 3.30er Pacer hat sich eine große Traube gebildet. Die Zwei, ein Läufer und eine Läuferin, machen einen super Job! Die Pace ist etwas schneller, bei Kilometer 15 haben wir etwa einen Puffer von 1,1/2 Minuten. Bei Dirk drückt die Blase und plötzlich ist er weg. Keine 2 Minuten später ist Unglücksdirk wieder da. Aber heute spüre ich, dass ich die Unglücksserie breche. Und Unglücksdirk nicht länger Unglücksdirk  sein wird! Inzwischen sind wir auf der anderen Seite des Mains und laufen Richtung Schwanheim. Hier wartet die Halbmarathonmarke auf uns. Diese überqueren wir bei 1:43:xx Stunden. Es läuft! Und macht Spaß. Mein Körper fühlt sich auch nach nunmehr 16 Marathons gut an. Nichts schmerzt. Bei Kilometer 24 geht es erneut über den Main und wir laufen Richtung Höchst. Eine Samba Band, die Höchster Schlossgarde und ein Blasorchester geben uns Läufern den Takt vor. Und es macht Spaß! Kilometer 30. So langsam sollte man sich mal umschauen, ob der Mann mit dem Hammer kommt! Bei mir hat er heute keine Chance. Dirk, der nicht wirklich mit einer guten Vorbereitung in dieses Rennen gegangen ist, verabschiedet sich von mir und nimmt etwas Tempo raus. Zwischen Kilometer 30 und 35 folgt einem Musikalischen Highlight das nächsten. DJ, HR1 Charts, Samba Band, Guggemusik. Es macht Spaß und der Kopf und der Körper haben eigentlich keine Zeit dazu, um sich zu überlegen, ob noch genug Energie und Lust für die letzten Kilometer vorhanden ist.  Langsam aber sicher kann man die Festhalle schon riechen. Ich hab ein wenig das Tempo rausgenommen und die 3:30er Pacer ziehen lassen. Die Energie lässt nun doch etwas nach. Darf sie auch!  Endlich kommt die Festhalle!!! Leider aber von hinten! Und leider sind es noch 6 Kilometer bis ins Ziel! Langsam merke ich, dass ich abbaue. Aber ich bin mir schon zu 100 % sicher, dass ich das Ding sicher finishen werde. Das hat man inzwischen im Gefühl! Und ganz ehrlich, die letzten 5 Kilometer des Frankfurt Marathons sind die schönsten. Hier ist nochmal richtig viel los, an und um die Strecke! Bei Kilometer 40 kullern einige Freudentränen an meiner Wange herunter. 17 Marathons in 9 Monaten! Durchgezogen, abgeliefert! Ja, ich bin stolz auf meine Leistung! Sehr sogar!!! In einem Jahr kann viel passieren. Krankheit, Arbeitsunfall, Verletzung... Aber von all dem bin ich zum Glück verschont geblieben! Die letzten Kilometer bin ich im Tunnel und muss ständig mit den Tränen kämpfen. Ein emotionales Chaos. Dann kommt sie endlich, die Festhalle! Der rote Teppich! Der Einmarsch in die Halle. Lasershow, Musik, Cheerleader. Kurz vor der Ziellinie gehen meine Blicke nach oben. Ich bedanke mich bei meinem Engel da oben, der mich dieses Jahr von Verletzungen und Krankheit verschont hat! Der mich 17 mal gesund über die Ziellinie gebracht hat. Der, wenn er noch leben würde, mich jetzt in die Arme nehmen würde und sehr stolz auf mich wäre. Ich weiß das meine Mutter mich bei all meinen Läufen begleitet hat und auf mich aufgepasst hat! Ja, dass weiß ich!!! Und ich bin sehr dankbar darüber. Dieser verdammte Krebs hat sie zwar schon vor über vier Jahren geholt, aber dieses Jahr war ich ganz ganz nah bei ihr! Und ich weiß, dass sie stolz auf mich ist, dass ich dieses Projekt ins Leben gerufen habe und den Erlös an krebskranke Kinder spende! Krebs, diese drecks Krankheit, die sie so plötzlich aus dem Leben gerissen hat und im Alter von 62 Jahren geholt hat...

Dennis, hier drüben bin ich! Die Stimme meiner Frau holt mich aus meinem Tunnel zurück. Sie steht hinter der Absperrung in der Festhalle und war bei meinem Zieleinlauf Live dabei. Mein weg geht nun schnellstmöglich zu ihr. Zuvor muss/ darf ich noch meine Medaille abholen. Meine Zeit??? 3:32:xx steht auf der Uhr! Hätte mir einer gesagt, dass ich bei meinem letzten Marathon der Bundesländer Marathonjagd so locker, flockig ins Ziel komme, hätte ich ihn für blöd erklärt! Aber es ist so!

MIR GEHT´S SAU GUT!!!

Die Umarmung mit Sylvia tut sehr gut und ich fühle in diesem Moment, dass ich alles richtig gemacht habe! Und dieses Gefühl ist unbeschreiblich!!!

Unglücksdirk, der nun nicht mehr Unglück bringt und nur noch Dirk heißt, ist übrigens 4 Minuten nach mir ins Ziel gekommen. Gratulation, nach dieser bescheidenen Vorbereitung sehr stark!

Und der Rest unseres Teams???

Katja, Annette, Charlotte, Sonja, Sandra, Anke und Uwe konnten neue Bestzeit laufen! Patrick und Dagmar haben ihren ersten Marathon gefinisht! Auch die anderen haben gesund und munter das Ziel erreicht! Gratulation an alle!!!

Was soll ich sagen!? Es ist ein GEILES Gefühl, das Projekt erfolgreich zum Abschluss gebracht zu haben!

Auch bei diesem Marathon spende ich die 70 Euro Startgebühr an die Aktion für krebskranke Kinder e.V./Heidelberg!

Ich bin gespannt welche Spendensumme am Ende des Jahres zusammen gekommen ist!

Ihr werdet es definitiv von mir erfahren!

 

Run Dirty & Be Unstoppable!