Nicht lang schnacken, Bestzeit knacken

HAAAAAAAAAAAAAAMMMMMBUUUUUURG!!!

Ich bin geflasht!!! Was für ein EVENT!!!

Der 6. Marathon der Bundesländer Marathonjagd und was für einer!!!

 

Der Plan war recht einfach. Samstag morgen sollte es Richtung Norden gehen. 5 1/2 Stunden fahrt waren geplant. Unterkommen sollten wir bei einem Unterstützer der Athletes for Charity, der in Hamburg lebt. Danach gemütlich auf die Messe, um die Startunterlagen abzuholen. So war der Plan! Doch dann sollte es doch ein wenig anders kommen!

An diesem Wochenende, mit Brückentag hin zum 1. Mai, hatten wohl einige Menschen den Plan, ein verlängertes Wochenende im Norden zu verbringen. Und so wurden aus den geplanten 5 1/2 Stunden Fahrt knapp 8 Stunden... Puh, dass war dann doch etwas zäh... Zum Glück war ich nicht alleine unterwegs. Meine treue Gemahlin Sylvia kam mit mir auf die Reise in die Hansestadt! Als gebürtiger Fischkopp, sollte in Hamburg bei ihrem dritten Marathon eine neue Bestzeit herausspringen! Auserkoren ihr dabei zu helfen, sie zu motivieren und ihr auch mal in den Allerwertesten zu treten, war ich! Ein schmaler Grad zwischen Emotionalem Feuerwerk und Ehekrise!!!

Für die letzten 15 Kilometer bis nach Hamburg benötigten wir fast eine Stunde, dem Stau sei Dank!!! Dann die nächste Hiobsbotschaft! Die geplante Unterkunft bei einem Supporter der A4C klappte leider nicht! Geschuldet war das Ganze dem fiesen Norovirus. In der Kita der Kinder unseres Hausherren war akuter Norovirus Alarm ausgebrochen. Und den Sohn des Herren hat es höchstwahrscheinlich erwischt. Ganz toll seine Reaktion. Er wollte das Risiko nicht eingehen, dass sich einer von uns ansteckt und hat uns daher kurzerhand ein Hotelzimmer klar gemacht. An dieser stelle nochmals vielen vielen Dank!!!

Da wir die Startunterlagen nur bis 19 Uhr abholen konnten, beschlossen wir gleich zur Messe zu fahren und im Anschluss erst im Hotel einzuchecken. Auf dem weg zur Messe, ging es am Millerntor Stadion des FC St. Pauli vorbei. Dort war wohl gerade Spielende. Daher war Hochbetrieb auf den Straßen Hamburgs. 1 1/2 Stunden vor Schließung der Marathon Messe waren wir dann endlich da. Und hatten sogar noch etwas Zeit über die Messe zu spazieren. Diesmal landete sogar etwas im Warenkorb! Für mich etwas untypisches, dass lag wohl an meiner weiblichen Begleitung! Als wir dann Richtung unser Auto spazierten, kam die nächste Überraschung. Die Straße, in der unser Auto parkte, war von Polizeibeamten abgesperrt worden. Was war los? Eine Demo. Für das Hamburger Schanzen Viertel wohl nichts ungewöhnliches. Circa 100 Mann demonstrierten gegen Rassismus. Und mittendrin mein Auto. Zum Glück lief alles friedlich ab und wir konnten recht schnell wieder einsteigen und Richtung Hotel düsen. Das Hotel lag schön Zentral. Eine U-Bahnstation war keine fünf Minuten entfernt und der Jungfernstieg mit der wunderschöne Binnen Alster war ebenfalls fünf Minuten entfernt. Zum Abschluss des Abends gab es beim Italiener Pasta.

 

Sonntag, 29.04.2018, 7 Uhr. Der Wecker klingelt nicht. Wir sind beide schon wach. Nervosität? Ich nicht. Meine Frau schon! Ihr dritter Marathon stand vor der Tür. Bei mir war es der 20. Der 6. dieses Jahr. So langsam schleicht sich da Routine ein! Gut für meine Frau. So musste sie sich nur darum kümmern gut auszusehen, den Rest erledigte ich! ;-))

Um 8.30 Uhr war Treffpunkt an der Messe Hamburg. Anke war ebenfalls in Hamburg, für sie sollte es der erste Marathon werden. Leider hat sich die Arme 2 Wochen vor dem Marathon eine Verletzung ins Knie reingelaufen. Die letzte Woche vor dem Marathon war an Laufen nicht zu denken. Sie verbrachte viel Zeit bei ihrem Physo und Ostheoparten. Ihr Plan war es mit uns anzulaufen und darauf zu hoffen, dass alles hält! Dann war da noch Lars aus unserem Team. Er wollte eine zeit knapp unter 4 Stunden laufen... An der Kleiderbeutel Abgabe angekommen erblickten wir gleich die zwei. Ein wenig Smalltalk gehalten, auf einmal steht da plötzlich Alex vor uns. Unser Präsi von den Sandbox Warriors hat es sich nicht nehmen lassen uns hier im hohen Norden mit seiner Anwesenheit und Teilnahme am Marathon zu überraschen. SAUSTARK!!! Danke!

Dann ging es auch schon in die Startaufstellung. Sylvia wollte eine Zeit zwischen 4:40 und 4:30 Stunden laufen. Mein Plan war eine 4:25, darüber informierte ich sie aber nicht. Da Lars in einen anderen Startblock als wir mussten, trennten sich unsere Wege. Alex, Anke und wir Zwei wollten das Ding gemeinsam laufen. Am Start war ne Menge los. Knapp 14000 Teilnehmer sind auch nicht gerade wenig. Über Lautsprecher wurde die Menge eingeheizt! Dann kam der Schlachtruf HUMMEL HUMMEL und die Läufer schrien lauthals MORS MORS. Während meine Frau lauthals mit schrie, schauten wir drei uns etwas verwirrt an. Was wollen die? Das scheint scheinbar der Schlachtruf der Fischköppe zu sein. Zu hause Googelte ich erst einmal was das bedeutet.

Der Gruß ist wohl auf den 1854 verstorbenen Wasserträger Johann Wilhelm Bentz  zurückzuführen, der unter dem Spitz- und Spottnamen Hummel oder Hans Hummel zu den alten Hamburger Originalen zählte und bis heute eine bekannte und populäre Hamburger Figur geblieben ist.

Die Kinder der Umgebung liefen dem schwer beladenen Wasserträger Bentz gerne hinterher und riefen ihm den Spottnamen „Hummel, Hummel“ zu. Bentz, der sich wegen der schweren Ladung nicht physisch wehren konnte, antwortete stets mit „Mors, Mors“, als Kurzform von „Klei mi an’n Mors“. Letzteres wird in der Literatur gerne als nieder- oder plattdeutsche Variante des Schwäbischen Grußes „Leck mich am Arsch“ umschrieben. Die diesjährige Finisher Medaille sollte ebenfalls Hans Hummel zieren. Wieder was gelernt!!!

Dann war es soweit, der Startschuss sollte ertönen. HALT! STOP! Nicht in Hamburg! Hier ertönt drei mal ein Schiffshorn! Perfekt! Und los geht's. Sylvia hatte ich verboten auf ihre Uhr zu schauen. Sie hatte heute nur die Aufgabe zu laufen. Alles andere erledigte ich für sie. Unsere Pace pendelte sich so zwischen 6:05 und 6:10 ein, was alle vier als angenehm empfanden. Da es für mich heute ein recht lockeres Tempo war, hatte ich die Möglichkeit mich intensiv mit der Streckenführung zu beschäftigen. Und die war der HAMMER! Gleich zu Beginn sollte es durch St. Pauli gehen. Vorbei an der berühmten Reeperbahn. Um 9.30 Uhr war es hier wohl noch etwas ruhiger, als das Abends der Fall ist! Am Rande sah ich zwei Männliche Stripper in Polizei Uniform stehen. Zumindest dachte ich das! Als ich immer mehr von diesen Typen an der Strecke stehen sah, musste ich feststellen, dass das echte Polizeibeamte sind. In der Strip Branche hat man sich wohl die Hamburger Polizei Uniform als Vorbild genommen... :-)

Danach ging es über den Stadtteil Altona zur Elbchaussee. Wow, Prachtbauten und Villen vom aller feinsten! Die Stimmung an und auf der Strecke waren bis dato fantastisch. Die kühlen Norddeutschen waren gar nicht kühl. Ganz im Gegenteil! Das Wetter war an diesem Tag nicht typisch für Hamburg! Sonne satt mit bis zu 20 Grad. Teilweise fast zu warm zu Marathon laufen... Auf dem Weg Richtung Binnen und Außenalster ging es durch einen Tunnel. Eingangs ertönte eine Lautsprecher Durchsage, bitte links halten und Platz machen für den Krankenwagen. Im Tunnel lag eine Zeitnahme Matte. Diese piepste ständig  und hörte sich an wie ein Hornissenschwarm. Das Blaulicht des Krankenwagens blinkte. Eine Tür des Notausganges war geöffnet und es ertönte ein Warnsignal. Die Luft im Tunnel war gewöhnungsbedürftig. Ein kurzer Blick nach rechts, Sylvia setzte zum Spurt an. Was war los? Die ständige Lautsprecherdurchsage, der Hornissenschwarm, das Blaulicht sowie der Türalarm löste in ihr wohl eine leichte Panikattacke aus und sie wollte schnellstmöglich raus aus dem Tunnel. Ich spurtete ihr hinterher. Endlich war der Tunnel zu ende, anhand ihres Gesichtsausdruck erkannte ich, dass der Tunnel keine 10 Meter länger hätte sein gedurft, ansonsten währe sie wohl kollabiert. Außerhalb des Tunnels erholte sie sich zum Glück wieder recht schnell. An der Außenalster vorbei ging es Richtung Halbmarathon Marke. Wir vier waren noch zusammen und es lief bei allen ganz gut.  Halbmarathon, 2:09 Stunden, passt... Dan ging es ein Stück am Stadtpark vorbei. Alles grün und wunderschön. Aber irgendwie hatte man das Gefühl, dass plötzlich Stille auf der Strecke herrschte. Viele Läufer befanden sich gerade in einem Tief. Wir inklusive. Es war gerade eine gefährliche Stimmung, die dazu verleitete das Tempo zu drosseln. So erging es auch Alex. Nach einem kurzen Gespräch, teilte er mir mit, wir sollen ohne ihn weiter. Die "Hitze" und das schnelle Tempo hatte an ihm gezehrt und er musste langsamer machen. Danach ging es zu dritt weiter. Ich erwartete in Hamburg eine Flache Strecke mit wenig anstiegen. Stattdessen war das Profil etwas wellig. Keine harten Anstiege oder Brücken, aber dennoch des Öfteren kleine Steigungen. Bei Kilometer 27 nach einer dieser kleinen Steigung zog es Anke in ihr Verletztes Knie. Wir blieben stehen. Anke versuchte sich etwas zu dehnen aber ihr Bein sackte immer wieder weg. Anke sagte gleich zu uns, wir sollen weiter! Sylvia soll sich ihre Bestzeit holen. Sie überlegte auszusteigen. Wir sagten zu ihr, dass sie auf Alex warten soll um dass Ding trotzdem zu finishen. Danach ging es für uns zu zweit weiter. Das Hamburger Publikum war plötzlich wieder da und die Stimmung riss uns aus unserem Tief. Und Sylvia lief. Bei Kilometer 32 rechnete ich hoch und mir war klar, die 4:30 Stunden packen wir. Das Hamburger Publikum war spitze und der Fischkopp an meiner Seite marschierte. Bei Kilometer 36 kam ein kleines Tief bei Sylvia, kurzerhand entschloss ich mich, den Telefon Joker zu ziehen. Ein Videoanruf in die Heimat! Die Kids und mein Schwager freuten sich darüber, uns ein Stückchen durch Hamburg begleiten zu dürfen! Und es wirkte! Sylvia war wieder da! Die letzten Kilometer konnten wir das Tempo sogar noch anziehen. Die Zuschauer spielten dabei auch eine große Rolle. Es war einfach nur geil durch Hamburg zu fliegen! Die letzten 5 Kilometer konnten wir noch ganz viele Läufer überholen. Und dann sahen wir ihn endlich! Den Messeturm! Der rote Teppich kam näher, es kribbelte im ganzen Körper. Endlich, die Ziellinie! Ein Blick auf die Uhr: 4:23:35 Stunden. Sylvias Bestzeit um 17 Minuten verbessert! Und es fühlte sich so schön an! Fast schöner, als wenn es die eigene PB gewesen wäre! Im Ziel musste ich Sylvia erst einmal stützen, man merkte, dass sie die letzten Kilometer an ihre Grenzen gegangen ist. Lars begrüßte uns im Ziel. Aus seiner knapp unter vier Stunden wurde eine 3:43. Hamburg hat ihn geflasht!!! Neue PB!!! Nun hieß es Daumen drücken! Schafft es Anke oder gibt es ein DNF??? Sie hat es geschafft!!! Gemeinsam mit Alex hat sie gekämpft und konnte ihren ersten Marathon finishen! Gratulation!!! Das bedeutet Bestzeit!;-) Und so lautet auch unser Motto des Hamburg Marathon: "Nicht lang schnacken, Bestzeit knacken"!!! Und wenn man in Hamburg den Marathon erfolgreich finisht, was gibt es da wohl zur Belohnung? Richtig, Fischbrötchen!!!

Am Abend gab es noch ein Piccolöchen an der Außenalster und ein leckeres Gyros beim Griechen, ehe es Montag morgen auf Heimreise ging. Und diesmal ganz ohne Stau!!!

Bedanken möchte ich mich nochmals beim Hamburg Marathon Orga Team für den Freistart! 70 Euro gehen somit an die "Aktion für krebskranke Kinder e.V./Heidelberg".

Die Bundesländer Marathonjagd sagt danke für diesen unvergesslichen Lauf!!!

Und nochmal ein riesen Kompliment an den Fischkopp Sylvia! Klasse Leistung, es hat Spaß gemacht!

 

Run Dirty & Be Unstoppable!