Aus Spaß wurde Ernst!!!

Das 17. Bundesland. Der Mallorca Marathon. Der 16. Marathon der Bundesländer Marathonjagd!

 

Aus Spaß wurde Ernst!

 

Knapp 4,5 Millionen Deutsche haben im Jahr 2017 ihren Urlaub auf der spanischen Insel Mallorca verbracht. Das ist knapp die Hälfte der 10,3 Millionen Urlauber, die 2017 auf der Insel ihren Urlaub verbracht haben. Mallorca wird von den deutschen auch das 17. Bundesland genannt! Spaßeshalber! Und aus Spaß hat mich ein Kumpel gefragt, ob ich denn auch einen Marathon auf Mallorca laufen werde, quasi als 17. Bundesland. Und der Gedanke hat mir echt gefallen! Kurz geschaut, ob das Datum passt, Reisekosten gecheckt und alles vorerst mal im Gehirn abgespeichert. Denn das schwierigste an diesem Vorhaben, war es, meine Frau von der Notwendigkeit zu überzeugen. Mein Plan war erst einmal einige Marathons zu laufen und einen guten Moment abzuwarten. Als ich einem Arbeitskollegen von meinen Plänen berichtete, fand er das ziemlich witzig und er lies mich 0,0 % daran zweifeln, dass der Gedanken das 17. Bundesland zu laufen überhaupt nicht verkehrt ist! Ganz im Gegenteil, er sagte mir finanzielle Unterstützung bei den Reisekosten zu. Als ich dann noch beim Veranstalter bezüglich eines Freistarts nachfragte und mir dieser 50 % Rabatt zusagte, konnte ich quasi gar nichts anderes sagen, als MALLORCA ICH KOMME!!!

 

Und zack, einige Monate später war es soweit, der Mallorca Marathon, das 17. Bundesland!

 

Aber dieses mal wird mein Bericht ein Sammelsurium an Dingen, die man bei einem Marathon NICHT machen sollte!

Los geht's!!!

Eine Woche nach dem Marathon in Bremen, sollte der nächste folgen. Diesmal auf Malle! Leider war ich zwei Tage nach dem Bremen Marathon kränklich. Nichts halbes und nichts ganzes! Irgendwie schlapp, hatte kein Appetit und erhöhte Temperatur. Bis Freitag stand mein Kurztrip nach Mallorca auf der Kippe. Freitag Abend ging es mir aber zum Glück wieder soweit gut, dass die Ampel Grün anzeigte! Start der Reise war Samstag morgens um ein Uhr. Das bedeutete also, die Nacht durchmachen! Und in meinem Alter ist das gar nicht mehr so einfach! ;-) Ziemlich platt saß ich um 5:45 Uhr im Flieger! Um 8 Uhr war ich dann da, im 17. deutschen Bundesland. Und hallo, Mallorca ist einfach WUNDERSCHÖN!!! Beim Palma Marathon spielt sich alles rund um das Wahrzeichen der Stadt statt, der Kathedrale von Palma ab! Und wenn man da Samstags morgens um 8.30 Uhr steht, mit Blick auf die Kathedrale und das Meer, ist das einer dieser Momente, den man genießen sollte! Und das tat ich! Und ich wollte mehr davon! Also beschloss ich, die Umgebung zu begutachten. Zunächst ging es zum Hafen. Dort erblickte ich am Berg eine Burg in der ferne. Klar, dass ich dort hinauf musste! 45 Minuten später war ich dann auch angekommen, an der Castell de Bellver. Von da oben hat man einen tollen Ausblick auf Palma! Inzwischen war es 10 Uhr und es wurde warm! Sehr warm! Circa 25 Grad und Sonnenschein! Es war an der Zeit etwas den Wasserspeicher zu füllen. Schließlich war am nächsten Tag Raceday! Gegen zwölf Uhr, sagte mir meine Polar Uhr, dass ich mein Tagesziel erreicht habe! Uiuiui! Egal! Ich war motiviert die Insel weiter zu erkunden. Schließlich musste ich noch in mein Hostel einchecken, Nahrung aufnehmen und die Altstadt erkunden. Gesagt getan! Jeder Punkt wurde abgearbeitet. Gegen 21.30 Uhr war ich dann endlich auf meinem Zimmer. Meine Uhr sagte mir, dass ich am heutigen Tag 30 Kilometer zurück gelegt habe. Oh je! Eine suboptimale Marathon Vorbereitung! Nun hieß es schnell schlafen! Ich war aber nicht alleine auf meinem Zimmer. Ich teilte es mir mit drei weiteren Herren. Und diese verfolgten nicht den gleichen Plan wie ich. Nach und nach trudelten die Jungs ein. So dass an Schlaf nicht zu denken war. In der Nacht bekam einer einen Hustenanfall, ein anderer musste dreimal!!! aufs Klo. Der Herr im Stockbett über mir, drehte sich andauernd hin und her, so dass das komplette Bett quietschte! Verdammt, an Schlaf war nicht wirklich zu denken! Aber irgendwann siegte die Müdigkeit und ich schlief endlich ein! 

6:45 Uhr, seltsame Geräusche erklingen!  Wo bin ich, was ist das!? Keine Angst Dennis, du bist zum Marathon laufen auf Malle und das ist das Summen deines Weckers. Die Nacht ist vorüber, du musst dich jetzt in Schale werfen, denn um 9 Uhr heißt es MARATHON LAUFEN! Verdammt, ich fühle mich überhaupt nicht fit! Ich bin absolut KO! Und das VOR dem Marathon!

Mein Marathon Frühstück nahm ich diesmal unter freiem Himmel zu mir. Direkt am Meer mit Blick auf die Kathedrale! Sehr sehr schön! Gegen 8.30 Uhr schlenderte ich etwas lustlos Richtung Startlinie. Mein Outfit sorgte ab und an für Gelächter. Ich hab mich für ein typisches Ballermann Outfit entschieden. Blümchen Badehosen, ne coole Sonnenbrille und dazu einen Hut in Schwarz Rot Gold. Auf dem weg an den Start, gab ich der einheimischen Presse noch ein kurzes Interview, ehe ich mich um 8.50 Uhr im Startblock einfand. Links das Meer, rechts die Kathedrale. Vor und hinter mir tausende Laufverrückte! Marathonis und Halbmarathonis Seite an Seite. Das Feld sehr international. Engländer, Holländer, Spanier, Dänen, Schweden und viele Deutsche.

9 Uhr, STARTSCHUSS!!!

Mist, ich hab vergessen mir ne Taktik zu überlegen. Eigentlich möchte ich heute nur irgendwie ankommen! Alles klar Junge, einfach ankommen! Aber bitte unter 4 Stunden! am besten so in 3.45 Stunden! Keine Ahnung, warum ich mich immer so unter Druck setzten muss! Die ersten Kilometer läuft es ganz gut! Meine Pace liegt so bei 5:10 Minuten pro Kilometer. Aber schon nach 5 Kilometern merke ich, dass es heute sehr schwierig wird! Die ersten Kilometer geht es Schnur gerade am Meer entlang. Die Sonne über uns hat noch ganz schön viel Kraft. Und das obwohl es schon Oktober ist. Auch heute sollen es 25 Grad werden. Bei Kilometer 4 geht es leicht nach oben. Sind heute etwa Höhenmeter zu erwarten? Irgendwie habe ich mich überhaupt nicht mit der Strecke befasst, Schande über mein Haupt! Anfänger!!! Bei Kilometer 5 kommt ein Wendepunkt uns es geht wieder in die andere Richtung. Diesmal runter! Am Hafen vorbei, duftet es nach altem Fisch. Bei Kilometer zehn sehe ich wieder Start Ziel. Es geht aber nochmals kurz rechts ab, etwa 500 Meter, ehe es am Startpunkt vorbei geht. Hier stehen viele Leute und jubeln den Läufern zu. Das tut gut! German Style, höre ich rufen und werde belächelt und Fotografiert. Das wird mir heute des Öfteren widerfahren! :-) Bei Kilometer 13 geht es Richtung Altstadt, geradewegs auf die Kathedrale zu. Kurz davor geht es rechts ab, in die engen Gassen der Altstadt. Einfach genial! Aber leider gespickt mit einigen Höhenmetern. Irgendwie finde ich heute keinen Rhythmus. Meine Pace liegt so bei 5:20. Es fällt mir aber schwer diese zu halten. Irgendwie läuft heute gar nichts. Die Strecke ist wirklich klasse. Es geht ständig durch kleine Gassen der Altstadt, entlang der Shopping Meile. Viele Menschen sind unterwegs und rufen uns zu. Eigentlich könnte alles perfekt sein. Eigentlich... Ich fühle mich aber extrem schlapp, ausgepowert. Die zwei Nächte mit gerade mal vier Stunden Schlaf, die 30 Kilometer Sightseeing Tour gestern, der kleine Infekt vor drei Tagen, sowie der vor gerade mal 7 Tagen gelaufene Bremen Marathon machen sich nun spürbar! Alter, bist du eigentlich doof!? Was machst du hier? Mach dich bloß nicht kaputt! Ich drossle etwas das Tempo! Plötzlich kommt ein Schild, Halbmarathon Ziel links, Marathon rechts, zweite Runde! WHAT??? Zweite Runde? Die erste war schon so verdammt hart! Und nun noch ne Zugabe??? Die Luft ist raus! Bei der Halbmarathonmarke steht noch ne 1:54 Stunden auf der Uhr, was bei gleichbleibender Pace ne Zielzeit von 3:48 Stunden wäre. Jo, dass wird heut nichts! Ich kämpfe. Vorbei am Hafen, immer schön entlang am Meer. Die Steigung scheint nun doppelt so hoch zu sein. Wendepunkt, abwärts, juhuh!!! Einfach laufen lassen. Dann kommt Start Ziel wieder näher. Als ich daran vorbei laufe und sehe, wie Halbmarathonis im Ziel empfangen werden, bin ich ziemlich deprimiert. Ein kurzer Blick auf die Uhr, 31,5 Kilometer. Noch fast 11 Kilometer. Und das durch die hügelige Altstadt! F...ck! Aus, vorbei, ich stoppe! Kein Bock mehr! Was nun? Aufgeben? Dieses Wort existiert in meinem Wortschatz NICHT!!! Kurz schütteln, Mund abwischen und weiter! Von nun an mache ich einen Wechsel aus laufen und walken. Irgendwie werde ich doch diese 11 Kilometer bis zum Ziel rum bekommen!!! Und siehe da, es klappt. Ich brauche zwar mittlerweile für einen Kilometer 7 bis 7,5 Minuten aber drauf geschissen, dass Ziel rückt näher! Kilometer 40! Endlich die 4! Nur noch zwei! Es ist verrückt, meine Beine fühlen sich gut an, mir tut nichts weh. Anders als anderen neben mir, die Knie Probleme oder Wadenkrämpfe haben geht's mir gut! Einzig und alleine fehlt die Kraft! Kein Benzin mehr im Tank. schon 10 Kilometer in der Reserve. Aber jetzt bin ich mir sicher, es reicht! Der Sprit reicht! Auch wenn die Uhr schon über vier Stunden anzeigt, weiß ich, ich schaffe es!!! Noch einmal links abbiegen und dann ist es in Sichtweite! Das ZIEL! ENDLICH!!! Ein Tränchen der Erleichterung kullert mir übers Gesicht! 4:15:xx Stunden. Die Zeit ist mir heute aber total egal! Ich hab´s geschafft! Habe nicht aufgegeben! Kein DNF(Did Not Finish)! Ich bin stolz und erleichtert! Marathon Nummer 16 im 17. Bundesland ist Geschichte! Meiner Uhr verrät mir, dass es knapp 500 Höhenmeter waren!

 

Nach dem Marathon gab es dann zur Belohnung ein Gläschen Sangria und lecker Essen! Außerdem habe ich Olliver kennengelernt der in Mallorca seinen ersten Marathon gefinished hat. Stundenlang haben wir über das Leben philosophiert und uns über die schönste Nebensache der Welt unterhalten, dem Marathon laufen! Einfach genial!

 

Hier nochmal eine kurze Zusammenfassung, was man vor einem Marathon NICHT tun sollte:

 

-Du solltest eine Woche vor einem Marathon keinen Marathon laufen!

-Du solltest 5 tage vor einem Marathon nicht krank werden(auch nicht leicht krank)!

-Du solltest die 2 Tage vor einem Marathon mehr als 4 Stunden schlafen!

-Du solltest einen Tag vor einem Marathon  keine 30 Kilometer Sightseeing Tour zu Fuß machen!

-Du solltest dir dein Zimmer die Nacht vor einem Marathon nicht mit wildfremden Menschen teilen!

-Gehe niemals unvorbereitet auf die Strecke, informiere dich über die Anzahl der Runden und ob der Kurs Höhenmeter hat!

 

Wenn Du diese Punkte berücksichtigst, sollte einem erfolgreichen Marathon nichts im Wege stehen!!!

 

Run Dirty & Be Unstoppable

 

P.S. 60 Euro spende gehen an die Aktion für krebskranke Kinder e.V./Heidelberg